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Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz im Austausch mit 110 Hauptamtlichen in der Pastoral des Sauerlands.© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn

Das Gesicht von Kirche wird vielfältiger sein

Erzbischof Bentz im Austausch mit 110 Hauptamtlichen in der Pastoral beim Amtssitzwechsel ins Sauerland

Transformation im Erzbistum Paderborn: Der Fahrplan steht. Genauso das Ziel. Aber: Was erwartet einen am Ende?

Was sind die Visionen, Ideen, Sorgen und Ängste der Mitarbeitenden für die Arbeit in den künftigen Seelsorgeräumen? Darüber hat sich Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz bei seinem Amtssitzwechsel ins Sauerland mit 110 hauptamtlichen Mitarbeitenden der Pastoral in Eslohe ausgetauscht. Erstmals auch dabei: die Seelsorglichen Begleitungen der Caritas-Einrichtungen.

Die Vision: dass Menschen die Lebenskraft des Evangeliums erleben

Dabei galt: Inhalt vor Struktur. Und: Erst Input, dann Resonanz.

Erzbischof Bentz skizziert die Vision, mit der das Erzbistum transformiert wird. Er sagt zu den Mitarbeitenden: „Wir machen das, damit sich die nachfolgenden Generationen in einer Gemeinschaft von Kirche erschließen können, was für eine Lebenskraft das Evangelium hat.“

Wie kann das gelingen? Dazu bietet der Erzbischof drei Impulse. Erstens: Durch starke Beziehungen zu Menschen. Zweitens: Indem der Glaube anhand von konkreten Lebenssituationen ins Gespräch gebracht wird. Drittens: Mystagogisch – indem Erfahrungen mit Gott ermöglicht werden, indem man mit Menschen betet, schweigt und Stille aushält, wenn es schwerfällt, etwas in Worte zu fassen.

Zeit, für Austausch und Resonanz. Da erzählt eine Mitarbeiterin der Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL), wie in ihren Gesprächen für Menschen mit Lebensfragen, familiären Krisen, Eheproblemen und Armut da ist. Ein Vikar erzählt, wie sich die Menschen bei ihm fast schon entschuldigen, wenn sie ihn im Alltag ansprechen, von ihren Problemen erzählen und „ihn aufhalten.“ Eine Seelsorgliche Begleitung erzählt, wie sie im Caritas-Wohnheim mit dem „alten, angstbehafteten Glauben“ vieler Bewohnender zu kämpfen hat.

Die Struktur: weniger Vollsortiment, mehr Ehrenamt

Erstaunlich ist: Alle erzählen von persönlichen Begegnungen. Eins zu eins, face to face. „Da spüre ich einen Zwiespalt“, resümiert Erzbischof Bentz. „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Seelsorge noch mehr von persönlichen Gesprächen lebt. Gleichzeitig sind wir mit der Transformation auf dem Weg dahin, die Räume weit zu machen.“

Für ihn folgen zwei Schlüsse daraus, die er mit zwei Bildern skizziert.

Erstens: Die künftigen Pfarreien können keine „Vollsortimentler“ sein wie bisher. Es braucht ein Zentrum mit vollem Sortiment und dazu Orte mit profilierten Teilsortimenten, an denen persönliche Begegnungen möglich sind.

Zweitens: Mehr denn je können Ehrenamtliche dazu befähigt werden, von ihrem Glauben zu erzählen und für Menschen da zu sein. Stichwort: Engagementförderung. „Das Gesicht von Kirche – gerade in den Dörfern – werden in Zukunft vor allem Ehrenamtliche sein“, sagt der Erzbischof.

Relevanz wird vor Ort bestimmt, nicht in Paderborn

Damit sind wir schon längst bei der Struktur – und der Frage: Wie lässt sich die Zukunft in den Seelsorgeräumen vorstellen? Was erwartet die Mitarbeitenden am Ziel des Transformationsprozesses? Klar ist, dass es dabei weitaus mehr Fragen als Antworten gibt. Doch einige Leitlinien betonte Erzbischof Bentz.

Zur Vision der Pfarreien sagte er: „Die Pfarreien sind wie ein Netzwerk von Orten mit unterschiedlicher Verlässlichkeit zu sehen. Wir werden in der Fläche, aber nicht flächendeckend tätig sein.“ Und: „Welche Orte in Zukunft relevant sind, wird nicht von der Bistumsleitung entschieden, sondern richtet sich danach, ob die Menschen in den Dörfern und Städten einen Ort als für sich relevant erleben.“

Außerdem gab er einen Einblick in das künftige Verständnis von Leitung der Seelsorgeräume. „Ab einem gewissen Punkt wird der leitende Pfarrer eine Entscheidung treffen und diese verantworten“, machte Erzbischof Bentz deutlich. „Aber es kommt darauf an, dass diese Entscheidung gemeinsam entwickelt wurde und gemeinsam verantwortet ist. Auch ich als Bischof entscheide – aber nicht, ohne den Weg zur Entscheidung, auf dem gemeinsames Leiten und Verantworten geschieht.“

Auch zum Thema Immobilien positionierte er sich klar, indem er sagte: „Gerade auf den Dörfern sind die Kirchen unser Identitätsmarker. Es gibt im Dorf vielleicht ein zweites Versammlungszentrum neben dem Pfarrheim, aber es gibt keine zweite Kirche. Deshalb ist es für mich die Ultima Ratio, eine Kirche auf dem Dorf aufzugeben.“ Stattdessen werde in einem Pilotprojekt geprüft, wie ein Kubus als Versammlungsraum in den sakralen Raum einer Kirche integriert werden könne.

Gotteserfahrung in Gottesdiensten?!

Auf die Impulse des Erzbischofs folgte wieder Resonanz der Mitarbeitenden.

Ein leitender Pfarrer äußert die Sorge, dass die Ehrenamtlichen sich künftig als Lückenbüßer fühlen könnten, wenn sie die neuen Gesichter von Kirche sein sollen.

Ein anderer leitender Pfarrer möchte nicht, dass die Pfarrer, die künftig ihr Amt niederlegen werden, dadurch ihre Motivation verlieren.

Eine Gemeindereferentin fragt sich: Wie kriegen wir das hin, dass sich ein Berufsbild verändert, das seit Jahren und Jahrzehnten ausgeübt wird?

Eine Mitarbeiterin der EFL macht sich dafür stark, dass in den künftigen Seelsorgeräumen alle pastoralen Akteure miteineinander vernetzt  sind, sodass sie zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen.

Ein Kirchenmusiker sagt: „Bei allen Gelegenheiten der Einzelseelsorge müssen wir unsere Gottesdienste so gestalten, dass Menschen eine Gotteserfahrung machen können.“

„Vor schwierigen Aufgaben wegducken bringt nichts“

Gottesdienst ist ein gutes Stichwort. Zum Abschluss des Nachmittags feiern der Erzbischof, die 110 Mitarbeitenden und Gläubige aus Eslohe gemeinsam die Heilige Messe. Die Lesung aus dem Buch Jona inspiriert Erzbischof Bentz geradezu für eine Motivationsrede. Seine Message: Vor schwierigen Aufgaben wegducken bringt nichts. Und: Gott bleibt dran.

Jona wird von Gott nach Ninive geschickt, um der Stadt das Strafgericht anzudrohen. Jona flieht: auf einem Schiff, vor seiner Aufgabe. Doch Gott bleibt dran. Die Kurzfassung geht so: Sturm, Jona wird von Bord geworfen, Jona ist im Bauch des Fisches, nach drei Tagen wieder an Land und endlich bereit, nach Ninive zu gehen.

Erzbischof Bentz sagt: „In einer ähnlichen Situation wie Jona sehe ich uns als Bistum. Auch wenn wir uns jetzt mit der Transformation überfordert fühlen sollten, können wir darauf vertrauen, dass Gott dranbleibt. Gott braucht sein Volk, damit etwas von der Frohen Botschaft in die Welt kommt. Was müsste das eigentlich für ein Vertrauen, für eine Zuversicht, eine Dynamik freisetzen?“.

Ein Beitrag von:
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Redakteur

Tobias Schulte

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