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Wandel vorleben, nicht vorgeben!

Blog-Beitrag von Generalvikar Alfons Hardt

Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

der gesellschaftliche Wandel ist so alt wie die menschliche Zivilisation. Schon die biblische Erzählung von Kain und Abel bezeugt den konfliktreichen gesellschaftlichen Wandel an der Schwelle zu Ackerbau und Viehzucht. Das Neue Testament ist zur Gänze eine Beschreibung von Verwandlung und Veränderung. Das Frühchristentum ist verbunden mit immensen sozialen Umwälzungen. Unser Bistumspatron, der heilige Liborius, lebte und lehrte in der Völkerwanderungszeit, in der die alte Ordnung des Römischen Reichs zerfiel. Die Gründung unseres Bistums durch Karl den Großen und Papst Leo III. fiel ebenfalls in eine Zeit gesellschaftlicher Neuerungen. Diese Aufzählung ließe sich über alle folgenden Epochen bis in die jüngste Vergangenheit beliebig fortsetzen.

Orientierung in unsicheren Zeiten

In der Kirche als einer traditions- und geschichtsbewussten Institution gibt es unterschiedliche Einstellungen zum gesellschaftlichen Wandel. In einer historischen Betrachtungsweise, die nur auf die Resultate schaut, sieht der Wandel wie etwas aus, das zwangsläufig passiert und irreversible Folgen hat. Dies verkennt, dass es stets Menschen waren, die den Wandel erst in Gang gesetzt und dann gestaltet haben. Auch gibt es die Meinung, dass die Kirche alle bisherigen gesellschaftlichen Veränderungen unbeschadet überstanden hat. Warum sich also verändern? Dieses Bild von der Kirche als Fels in der Brandung ist aber nur in Teilen richtig. Bei differenzierter Betrachtung wird klar, dass in der Geschichte jede gesellschaftliche Veränderung zu einer Veränderung innerhalb der Kirche geführt hat. Oft war es sogar die Kirche selbst, die den gesellschaftlichen Fortschritt erst angestoßen und dann gestaltet hat.

Auch aktuell wandelt sich die Gesellschaft in einem hohen Tempo. In einem von Globalisierung, Konsumismus, Populismus und den entsprechenden Gegenbewegungen geprägten Umfeld verändern sich die Haltungen, Werte und Einstellungen der Menschen. Zudem wird die Gesellschaft mit immer neuen Milieus zunehmend vielfältiger und komplexer. In diesem veränderten Umfeld muss sich die Kirche als Institution verändern, um ihre gesellschaftliche Relevanz nicht zu verlieren. Der gesellschaftliche Wandel ist zugleich eine große Chance für die Kirche. In unsicher empfundenen Zeiten brauchen Menschen Orientierung – und wer könnte diese Orientierung besser geben als die Kirche?

Diese Botschaft des Wandels ist einleuchtend. Aber wie sieht der Weg zum Wandel aus? Eine konkrete Wegbeschreibung für uns liefert die Organisationsentwicklung, die wir im Generalvikariat seit geraumer Zeit vorantreiben. Das Ziel: Unser Selbstverständnis wird bestimmt von den Bedürfnissen und Anforderungen der Menschen. Wichtig ist, dass wir diesen Weg des Wandels gemeinsam gehen und dazu ein gemeinsames Verständnis von diesem „Wir“ entwickeln. Der Weg zu diesem gemeinsamen Verständnis beginnt mit einer einfachen Erkenntnis: Wandel darf nicht verordnet sein. Sei offen, sei neugierig, sei engagiert, sei fehlertolerant und wertschätzend, sei dies und das: Angeordneter Wandel motiviert nicht gerade zum Mitmachen. Wenn Wandel gelingen soll, muss die Devise lauten: Wandel leben und vorleben!

Führungskräfte in der Verantwortung

Führungskräfte sind dabei besonders in die Pflicht genommen. Wir müssen uns die Frage stellen: Leben wir unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Vorbilder den Wandel vor? Das Zukunftsbild zeigt uns, wie das gehen kann. Es spricht von Verantwortung, von Vertrauen und von der Berufung aller Getauften. Aber vieles von dem Guten, was das Zukunftsbild will, ist im Arbeitsalltag vieler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch nicht genug angekommen. Jede Führungskraft muss die Ansprüche des Zukunftsbildes an sich, ihr Verhalten und ihren Führungsstil überprüfen. Hilfreich ist dabei ein gedanklicher Rollentausch: Was würden Sie sich als Mitarbeiterin oder Mitarbeiter von Ihrer Führungskraft wünschen?

Ich für meinen Teil wünsche mir mehr Kommunikation. Ich wünsche mir, dass mehr Eigenverantwortlichkeit ermöglicht wird. Das versuche ich als Führungskraft zu leben. Zugegeben: Nicht alles gelingt auf Anhieb, einiges doch. Früher landeten beispielsweise auf meinem Schreibtisch viele Vorgänge mit der Bitte um Entscheidung. Heute bitte ich um ein eigenes Votum oder einen Lösungsvorschlag. In der Folge setzen sich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intensiver mit dem Sachverhalt auseinander als früher. Trotzdem geht die Arbeit oft schneller von der Hand, weil wir wegen der besseren Entscheidungsgrundlage weniger nachkorrigieren müssen. Das ist nur ein kleines Zeichen, aber jeder Wandel, der nachhaltig sein soll, fängt mit kleinen Schritten an.

Bei aller Notwendigkeit des Wandels will ich aber eines verdeutlichen: Wandel ist nötig, um uns veränderten Umweltbedingungen anzupassen, er darf aber niemals Selbstzweck werden. Wir müssen aufpassen, dass sich unsere Identität und unser Auftrag nicht „ver-wandeln“. Unser bleibender Auftrag ist eindeutig: Kirche ist dazu da, um den Menschen die Begegnung mit Gott zu ermöglichen. Wie wir diesen Auftrag erfüllen, das kann, soll, darf und muss sich verändern.

Ihr Generalvikar Alfons Hardt

„Wandel ist nötig, um uns veränderten Umweltbedingungen anzupassen, er darf aber niemals Selbstzweck werden. Wir müssen aufpassen, dass sich unsere Identität und unser Auftrag nicht „ver-wandeln“. Unser bleibender Auftrag ist eindeutig: Kirche ist dazu da, um den Menschen die Begegnung mit Gott zu ermöglichen. Wie wir diesen Auftrag erfüllen, das kann, soll, darf und muss sich verändern.“

Generalvikar Alfons Hardt

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