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Hinweise zum Beheizen und Lüften von Kirchen während der Corona-Pandemie

Interview mit Carmen Matery-Meding

Interview mit Carmen Matery-Meding

In fast allen Lebensbereichen passen wir aktuell unsere Gewohnheiten an, um eine Ausbreitung des Coronavirus zu vermeiden. Auch bei der Nutzung von Kirchen gilt es, anders zu handeln als gewohnt. Vor allem in der kommenden kalten Jahreszeit, ist das Beheizen und Lüften von Kirchengebäuden den neuen Gegebenheiten anzupassen.

Wir haben mit Carmen Matery-Meding, Leiterin des Bereichs Bauen, über die Hinweise gesprochen, wie Kirchengebäude nun am besten zu beheizen sind, um einer Ausbreitung des Corona-Virus möglichst entgegen wirken zu können. Diese sind in Abstimmung mit den nordrhein-westfälischen Diözesen und evangelischen Landeskirchen zusammengestellt worden.

Redaktion

Frau Matery-Meding, warum ist das richtige Temperieren von Kirchen überhaupt so wichtig?

Carmen Matery-Meding

Das hängt mit den in letzter Zeit so oft thematisierten Aerosolen zusammen. Aerosole sind mittlerweile als Transportweg für Coronaviren erkannt und können somit das Virus auf dem Luftweg verbreiten. Durch geändertes Heizen und Lüften können wir die Verteilung in Kirchen verringern.

Redaktion

Und wie kann das gehen?

Matery-Meding

Wir können die Verbreitung am besten reduzieren, indem wir drei Strategien verfolgen. Das wäre zum einen, eine relative Luftfeuchtigkeit im Raum von 50-60 Prozent anzustreben, Luftbewegungen während des Gottesdiensten oder anderer Veranstaltungen in Kirchen zu reduzieren und durch kurzes, aber intensives Lüften nach dem Gottesdienst.

Die Beachtung aller weiteren bewährten Hygieneregeln, wie zum Beispiel das Einhalten der Abstandsregeln oder das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes, sind darüber hinaus selbstverständlich weiterhin einzuhalten.

Redaktion

Wie kann man es denn schaffen, eine relative Luftfeuchtigkeit von 50-60 Prozent zu erzielen und warum genau dieser Wert?

Matery-Meding

Eine relative Luftfeuchte mit diesem Wert mindert die Infektiosität der in den Aerosolen befindlichen Coronaviren. Ursache dafür ist der Salzgehalt im Aerosol. Beeinflussen lässt sich die relative Luftfeuchte über die Raumtemperatur. Ist die Luft wärmer, sinkt die relative Feuchte, ist es kühler, steigt sie. Vermutlich wird eine Temperatur von rund 10 bis 12 °C im Raum dazu die beste sein.

“Wir handeln nach heutigem Wissenstand verantwortungsvoll und tragen unser Bestmögliches dazu bei das Risiko der Ausbreitung des Coronavirus in Gotteshäusern effektiv zu verringern, damit Gottesdienste auch im Corona-Winter 2020/2021 möglich sind.”

 

Carmen Matery-Meding

Redaktion

Und wie gelingt eine Reduzierung von Luftbewegungen?

Matery-Meding

Ein großer Vorteil von Kirchenräumen ist, dass sie durch ihr großes Volumen schon eine weiträumige Verteilung von Aerolosen ermöglichen. Um zu verhindern, dass diese aus höheren Raumregionen in den Bereich der Besucherinnen und Besucher transportiert werden, sollte die Luftzirkulation möglichst gering gehalten werden. Ein Grund, weshalb auch das Singen weiterhin untersagt ist.

Durch Warmluftheizungen, die viele Gotteshäuser besitzen, werden aber Luftzirkulationen verursacht. Daher sollten diese 30 Minuten vor der Nutzung des Raumes ausgeschaltet werden. So kann sich die Luft wieder beruhigen, bevor die ersten Besucherinnen und Besucher eintreffen.

Redaktion

Kurzes, intensives Lüften hilft ebenfalls effektiv dabei die Virenfracht eines Raumes zu reduzieren. Aber wie funktioniert dies in Kirchen?

Matery-Meding

Es ist schon richtig, das Lüften eines Büros oder Klassenzimmers ist weitaus einfacher als das Lüften einer großen Kirche. Doch sollte hierauf keinesfalls verzichtet werden. Am einfachsten ist es vermutlich direkt nach einem Gottesdienst sämtliche Türen und Fenster möglichst weit zu öffnen, um eine Querlüftung zu ermöglichen.

Allzu lange sollte dies jedoch nicht geschehen, da durch die kalte und trockene Außenluft die relative Luftfeuchte schnell wieder absinkt.

Mit diesen Hinweisen handeln wir nach heutigem Wissenstand verantwortungsvoll und tragen unser Bestmögliches dazu bei das Risiko der Ausbreitung des Coronavirus in Gotteshäusern effektiv zu verringern. Ich bin mir bewusst, dass diese Vorgaben vor Ort nicht immer einfach umzusetzen sind und auch Schwierigkeiten mit sich bringen. Daher danke ich allen Beteiligten vor Ort ganz herzlich für Ihren Einsatz und ihr Mittun, damit Gottesdienste auch im Corona-Winter 2020/2021 möglich sind.

Vielen Dank für das Gespräch und die wertvollen Infos.

Im Corona-Ticker auf der Erzbistums-Homepage finden Sie alle weiteren, ausführlichen Informationen.

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