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© Lordn / Shutterstock.com

„Wir wollen Kitas stark machen, indem wir Mitarbeitende stark machen“

Ein Interview zur neuen Kooperationsvereinbarung: Ehe-, Familien- und Lebensberatung des Erzbistums hilft KiTa-Mitarbeitenden in persönlichen Krisen.

Alle Mitarbeitenden der Katholischen Kindertageseinrichtungen in den Regionen Hochsauerland-Waldeck, Hochstift, Hellweg, Siegerland-Südsauerland und Minden-Ravensberg-Lippe profitieren künftig von einer wegweisenden Kooperation: Im Fall einer persönlichen Krisensituation bekommen die Kita-Mitarbeitenden innerhalb von zwei Wochen einen Termin bei der katholischen Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Erzbistum Paderborn. Das Projekt läuft zunächst über zwei Jahre als Pilot: Es soll gegebenenfalls auf alle gemeinnützigen Kita GmbHs im Erzbistum Paderborn ausgeweitet werden.

Vereinbart wurde diese Kooperation jetzt zwischen den Katholischen Kita gem. GmbHs Hochsauerland-Waldeck und Hochstift sowie dem Erzbistum Paderborn. Wie kam es dazu und wie profitieren die Kooperationspartner von der Vereinbarung? Darüber haben wir gesprochen mit Andreas Altemeier, Leiter der Kompetenzeinheit Kindertageseinrichtungen im Generalvikariat, und Michael Stratmann, Geschäftsführer der Katholischen Kita gem. GmbH Hochsauerland-Waldeck.

Redaktion

Woher kam die Idee, pädagogische Fachkräfte auf diese Weise zu unterstützen?

Michael Stratmann

Der ursprüngliche Impuls kam von unserer Mitarbeitervertretung, die in der Corona-Zeit festgestellt hat: Unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort sind wegen der Pandemie sehr belastet. Die MAV verband dies mit der Frage, ob es kirchlicherseits keine Beratungs- oder Unterstützungsmöglichkeiten gibt, bei denen sich Mitarbeitende in privaten belastenden Situationen Hilfe holen können. Es ging also nicht um Supervision oder fachliche Unterstützung im Team der Kita, sondern um die persönliche Lebenswirklichkeit der pädagogischen Fachkräfte. Diesen Impuls haben wir als Dienstgeber gerne aufgegriffen.

Andreas Altemeier

Auch unsere Abteilung konnte die Anfrage der MAV gut aufgreifen. Wir haben ein Referat, das für die spirituelle Begleitung der pädagogischen Fachkräfte in den KiTas zuständig ist. Da geht es auch um Seelsorge im weiteren Sinn. Grundsätzlich möchte unsere Abteilung Kindertageseinrichtungen als pastorale Orte fördern. Auch von daher ist es uns ein großes Anliegen, pädagogische Fachkräfte seelsorglich zu unterstützen.

Redaktion

Wie geht es den pädagogischen Fachkräften aktuell?

Michael Stratmann

Das ist sehr unterschiedlich. Zunächst bilden sich die aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen auch in unserer Mitarbeiterschaft ab. Zuerst war es Corona, jetzt ist es unter anderem die Inflation, die unsere Mitarbeitenden in ihrem persönlichen Leben beschäftigt und belastet. Großes Thema in unseren Kindertageseinrichtungen ist außerdem der Fachkräftemangel und die Frage, wie es gelingen kann, dass die Teams immer vollständig sind. Und ob Belastungsphasen, Krankheitsphasen aufgefangen werden können.

Redaktion

Können Sie denn aufgefangen werden?

Michael Stratmann

Mitunter gibt es vor Ort Mangelsituationen. Das ist nicht in jeder Einrichtung so. Es gibt auch gute und stabile Phasen. Aber wenn in Zeiten, die gesellschaftlich ohnehin angespannt sind, auch noch Mitarbeitende ausfallen, dann fällt es schwerer, das zu überbrücken. Auch Krankheitsvertretungspools kommen aufgrund des Fachkräftemangels an ihre Grenzen. Die Resilienzfähigkeit ist in den letzten Jahren gesunken, und das führt mitunter zu einer Verkettung von Ausfällen. Umso wichtiger ist es, dass sich die pädagogischen Fachkräfte durch das neue Angebot Unterstützung für ihre Lebenswirklichkeiten holen können. Wenn ich dort stabil bin, kann ich auch im Beruf stabil sein.

Andreas Altemeier

Das Angebot unterstreicht, dass die Mitarbeitenden als Mensch wahrgenommen werden und nicht ausschließlich über ihre Funktion. Unsere KiTas und die Menschen, die dort arbeiten, sind das Gesicht von Kirche im Sozialraum, oft das einzige Gesicht, das Kirche dort noch hat. Das ist nicht leicht in diesen Zeiten, in denen Kirche stark in der Kritik steht. Deshalb wollen wir Mitarbeitende mit dem neuen Angebot besonders mit Blick auf ihre pastorale Arbeit unterstützen.  Diese muss auch personell und finanziell gefördert werden, wie der „Gemeinsame Orientierungsrahmen katholische Kindertageseinrichtungen im Erzbistum Paderborn“ betont Es müssen, auch im übertragenen Sinn, Freiräume geschaffen werden, christliches Leben zu gestalten. Kindertageseinrichtungen, das hebt der der Orientierungsrahmen hervor, sind Gemeinde auf Zeit, indem sie Gott auf die Spur kommen, den Glauben feiern und aus dieser Haltung heraus miteinander leben.

Mehr Infos zur neuen Kooperation in der Pressemeldung

Die Vereinbarung zwischen Erzbistum und den Katholischen Kita gem. GmbHs Hochsauerland-Waldeck und Hochstift wurde am 6. Juli 2023 unterzeichnet. Das Projekt läuft zunächst über zwei Jahre als Pilot: Es soll gegebenenfalls auf alle gemeinnützigen Kita GmbHs im Erzbistum Paderborn ausgeweitet werden.

Auf dem Bild zu sehen sind v.l.: Michael Stratmann, Geschäftsführer der Kita gem. GmbH Hochsauerland-Waldeck, Andreas Altemeier, Leiter der Kompetenzeinheit Kindertageseinrichtungen, Indra Wanke, Leiterin der Abteilung Pastoral in verschiedenen Lebensbereichen, Thomas Klöter, kommissarischer Leiter des Bereichs Pastorale Dienste, Niels Christensen, Leiter der Ehe-, Familien- und Lebensberatung und Detlef Müller, Geschäftsführer der Kita gem. GmbH Hochstift.

Redaktion

Wie wurde aus der Idee der Mitarbeitendenvertretung Wirklichkeit?

Andreas Altemeier

In meiner Abteilung gibt es eine Gesamtkonferenz, in der alle Beteiligten zusammenkommen, die beruflich mit KiTas zu tun haben. Es ist eigentlich eine Vernetzungskonferenz, bei der ein immer stärkeres Bewusstsein dafür entsteht, dass wir gemeinsam Lobbyarbeit für unsere KiTas machen müssen – auch wenn wir unterschiedliche Blickwinkel haben. Auf dieser Konferenz wurde die Idee, eine Kooperation mit der Ehe-, Familien- und Lebensberatung einzugehen, vertieft und konnte auf mehreren Schultern verteilt werden. Möglich war die Verwirklichung der Idee auch, weil die KiTas mit der Kompetenzeinheit Kindertageseinrichtungen mittlerweile im Bereich Pastorale Dienste verortet sind – wie die Ehe-, Familien- und Lebensberatung auch. Das macht die Zusammenarbeit sehr unkompliziert.

Michael Stratmann

Gelungen ist die Kooperation auch, weil wir von der Idee überzeugt sind und Mut für diese „Strukturüberschreitung“ hatten: Es gibt eine gute Idee, und die probieren wir jetzt aus.

Redaktion

Profitiert auch die Ehe-, Familien- und Lebensberatung von der Kooperation?

Andreas Altemeier

Die Kooperation ist bei der EFL auf offene Ohren gestoßen, weil es eine Win-Win-Situation ist. Wir unterstützen mit diesem Angebot zunächst die pädagogischen Fachkräfte in den Kindertageseinrichtungen. Aber indirekt kann sich die EFL so auch junge Familien als Zielgruppe erschließen.

Michael Stratmann

Durch das neue Angebot wird die EFL unter pädagogischen Fachkräften bekannt und diese können dann Familien, denen sie in ihren Einrichtungen begegnen, auf das Angebot der Beratungsstellen hinweisen. Sie werden also zu Multiplikatoren für die EFL.

Redaktion

Was erhoffen Sie sich von dieser Kooperation?

Michael Stratmann

Für die pädagogischen Fachkräfte erhoffe ich niederschwelligen und schnellen Zugang zu Unterstützung, wenn sie im privaten Lebensbereich Beratung brauchen. Als Dienstgeber sehe ich in der Kooperation auch eine Maßnahme des Arbeitgebermarketings, mit dem wir deutlich machen, was Kirche ihren Mitarbeitenden zu bieten hat. Außerdem entstehen durch die Kooperation Netzwerke: Netzwerke von Personen, die vor Ort kooperieren, aber auch Netzwerke auf Leitungsebene. Ich hoffe, dass es diese Netzwerke einfacher machen, auch künftige Ideen umzusetzen.

Andreas Altemeier

Auch ich hoffe, dass das Projekt Wege weiterer Zusammenarbeit erschließt, von der sowohl die EFL wie auch die Kitas profitieren.  Wir möchten den Bereich der Kindertageseinrichtungen stark machen, indem wir unsere Mitarbeitenden stark machen. Denn die Kitas sind als pastoraler Bereich eminent wichtig für uns als Kirche von Paderborn.

Ein Beitrag von:
Redaktion

Dr. Claudia Nieser

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