In unserem Erzbistum gibt es nicht nur in Willebadessen antijüdische Darstellungen. Viele Kirchen und Kreuzwege stammen aus einer Zeit, in der kirchlicher Antisemitismus ein „Trend“ war. Wie kann man damit angemessen umgehen? Sicherlich sind Zuständigkeiten und unterschiedliche Sichtweisen im Umgang mit Darstellungen wie in Willebadessen komplex. Dennoch dürfen antijüdische Darstellungen nicht unkommentiert bleiben. Als Lösung der historischen Aufarbeitung werden oft Hinweistafeln eingesetzt, für die eine sensible Formulierung gefunden werden muss.
Fruchtbarer christlich-jüdischer Dialog auf vielen Ebenen
Ich bin froh und dankbar, dass heute sowohl auf diözesaner Ebene, als auch auf Ebene unserer Kirchengemeinden ein fruchtbarer Dialog mit Jüdinnen und Juden geführt wird. In vielen Städten gibt es Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit, die eine wertvolle Verständigungs-Arbeit leisten. In vielen Kirchengemeinden wird an die Opfer der Schoa gedacht. Wie andere (Erz-)Bistümer in NRW und Deutschland thematisiert auch unser Erzbistum jedes Jahr die Schoa mit dem dringenden Aufruf, dass Antisemitismus keinen Platz im Christentum und in der Gesellschaft hat. In NRW geben zudem alle (Erz-) Bistümer und Landeskirchen jährlich zum jüdischen Neujahrsfest Rosh-ha-shana gemeinsame Grußworte heraus.
Wir müssen ehrlich und mit Reue eingestehen, dass Antisemitismus viel zu lange auch im Denken unserer Kirche verankert war. Umso dankbarer bin ich, dass wir nun auf Grundlage eines veränderten Denkens auf Augenhöhe einen lebendigen jüdisch-christlichen Dialog führen. Geschichte lässt sich nicht ausradieren. Aber sie muss ein Mahnmal bleiben, das dazu befähigt, es durch die Lehren der Vergangenheit künftig besser zu machen. In diesem Sinne können vielleicht auch antisemitische Darstellungen – mit der entsprechenden Aufarbeitung – mahnende Zeichen und ein Auftrag sein, es besser zu machen.
Lassen Sie uns in diesem wachen Bewusstsein die Tage des Leidens, des Todes und der Auferstehung unseres Herrn feiern. Ich wünsche Ihnen allen und Ihren Familien ein gesegnetes Osterfest!
Ihr Generalvikar Alfons Hardt