Zwei lächelnde Personen (ein Mann und eine Frau) vor einem violetten Hintergrund mit dem Logo des Erzbistums Paderborn. Text auf dem Bild: „Wahlen zu den pastoralen Gremien und Kirchenvorständen“, „Dabei! Du auch?“, „Mit dir für ein Wir!“ sowie ein blauer Kreis mit der Aufschrift „Gestalte Zukunft und kandidiere für Kirche! Hier klicken!“.
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Halbzeitveranstaltung Gemeinsam Leiten© Simone Yousef /Erzbistum Paderborn

Leitung als gemeinsame Aufgabe

Leitungsaufgaben im Pastoralen Raum gemeinsam wahrnehmen. Wie kann das funktionieren? Seit anderthalb Jahren werden dazu im Projekt „Pastorale Räume gemeinsam leiten“ verschiedene Modelle erprobt. Beteiligte Haupt- und Ehrenamtliche ziehen Halbzeitbilanz.

Seit Januar 2024 werden im Rahmen des Projekts „Pastorale Räume gemeinsam leiten“ verschiedene Modelle gemeinsamer Leitung von Pastoralen Räumen erprobt. Die Umsetzung der neuen Leitungsmodelle in mittlerweile sechs Pastoralen Räumen (Dortmund-Hörde, Witten, Lippe-Detmold, Siegen-Freudenberg, Dortmund-Nord-Ost und Nördliches Siegerland) ist zunächst auf drei Jahre befristet. Sie wird durch das Erzbischöfliche Generalvikariat kontinuierlich begleitet und von der Universität Paderborn evaluiert.

Das allgemeine Interesse an den lokalen Umsetzungen und den gemachten Erfahrungen ist ausgesprochen hoch, insbesondere vor dem Hintergrund des im April gestarteten Bistumsprozesses zur Transformation der Pastoral. Die Hälfte der Projektlaufzeit ist bald erreicht. Dies nahmen die Projektverantwortlichen Alina Sivaraj aus der Abteilung Leben im Pastoralen Raum und Dr. Rainer Hohmann, Leiter Fortbildung pastorales Personal, zum Anlass, um am Samstag, den 24. Mai 2025, haupt- und ehrenamtliche Projektbeteiligte und Interessierte aus dem gesamten Erzbistum ins Hotel Vivendi in Paderborn zur „Halbzeitveranstaltung“ einzuladen.  Auch Generalvikar Dr. Michael Bredeck und viele Führungskräfte aus dem Generalvikariat nutzen die Gelegenheit, mit Projektteilnehmenden und Engagierten ins Gespräch zu kommen und bedanken sich bei den Projektbeteiligten in den sechs Pastoralen Räumen: „Sie haben bistumsweites Lernen ermöglicht.“

Innehalten. Sortieren. Anpassen

„Wir möchten den Blick zunächst auf die Frage lenken, was an gemeinsamer Leitung zukunftsweisend und wertvoll ist“, betont Alina Sivaraj, als sie die rund 120 Teilnehmenden begrüßt. Gestartet ist das vom emeritierten Erzbischof Hans-Josef Becker beauftragte Projekt während der Sedisvakanz.

Sie spricht offen an, dass die Ankündigung der geplanten pastoralen Transformation mit der Einrichtung von maximal 25 Seelsorgeräumen bei vielen Leitungs- und Gremienverantwortlichen zu großer Verunsicherung geführt habe.
Ziel dieser Zwischenbilanz nach anderthalb Jahren Laufzeit solle deshalb auch sein, die Erkenntnisse zu heben und auf die neuen Rahmenbedingungen hin auszurichten.

Die Halbzeitbilanz biete die Chance zum Innehalten und zur Neuordnung. Vor allem habe sich die gemeinsame Wahrnehmung von Leitung in gemischten Teams aus Klerikern und Laien, hauptamtlichen und ehrenamtlich Engagierten als ausgesprochen wertvoll erwiesen. Genau das brauche es in den Seelsorgeräumen der Zukunft.

Impuls aus Osnabrück

Dr. Martina Kreidler-Kos, Leiterin des Seelsorgeamts im Bistum Osnabrück, berichtet in einem Impuls von ihren persönlichen Erfahrungen aus Osnabrück: „Geteilte Leitung ist besser als einsame Spitze.“ Gemeinsame Leitung sei keine Frage von Proporz oder Gerechtigkeit, sondern eine Frage von biblischer Weisheit und von pastoraler Klugheit. Sie bezieht sich dabei auf das Buch Exodus (Ex 18, 17-18.22-23), wo Moses von seinem Schwiegervater folgenden Raten erhält : „Entlaste Dich und lass sie mittragen.“ So könne man Überforderung und Überhöhung Einzelner vorbeugen. In Osnabrück hätten die Pfarrbeauftragte, die seit vielen Jahren im Einsatz sind, zu einem Kulturwandel beigetragen.

Marktplatz: Vernetzung sicherstellen

In einem „Marktplatz“-Format stellen die Akteurinnen und Akteure aus den sechs Lernräumen anschließend ihre Erfahrungen vor und gehen in den Austausch.

In der Zusammenschau wird deutlich, dass eine engere Verzahnung von Gremien, Pastoralteam und Leitung sichergestellt werden muss. Gemeinsam Leiten heißt vielfältig zu denken.Dem Ehrenamt werde eine Schlüsselrolle zukommen: Kontaktpflege, Beauftragungen für Taufen und Beerdigungen, das Kümmern vor Ort für Instandhaltung, die Kirchenmusik und vieles mehr.

Gemeinsam Leiten hört beim ‚Dreigestirn‘ nicht auf. Wir haben uns anfangs nach dem Auftakt des Bistumsprozesses gefragt, ob unser Modell des Pfarrbeauftragten mit moderierendem Pfarrer nun obsolet ist.

Es gab Tränen im Team und eine Menge Frust. Jetzt hat es sich der Frust zumindest bei mir gewandelt und ich sehe die Gestaltungsmöglichkeiten. Ich möchte mitarbeiten an der Verkündigung des Wortes Gottes und die jungen Leute mitnehmen.

Pfarrbeauftragter Michael Freundt, Pastoraler Raum Nördliches Siegerland
Pfarrbeauftragter Michael Freundt teilt seine Erfahrungen aus dem Pastoralen Raum Nördliches Siegerland. © Simone Yousef /Erzbistum Paderborn
Pfarrbeauftragter Michael Freundt teilt seine Erfahrungen aus dem Pastoralen Raum Nördliches Siegerland.

Die Mischung macht‘s richtig gut! Das Leitungsteam des Pastoralen Raums ist vielseitig im Denken und Handeln, nah an Menschen und Themen, teilt und trägt gemeinsam Verantwortung.

 

Anne Kathrin Tadday, Pastoralverbund Lippe Detmold
Anne Kathrin Tadday hat Erfahrungen im Leitungsteam des Pastoralverbunds Lippe Detmold gesammelt. © Simone Yousef /Erzbistum Paderborn
Anne Kathrin Tadday hat Erfahrungen im Leitungsteam des Pastoralverbunds Lippe Detmold gesammelt.

Gemeinsam Leiten bedeutet für uns mehr Kompetenz, mehr Freiheit, mehr Vielfalt.

Leitungsteam des Patoralen Raums Dortmund-Hörde
Angeregt diskutiert wurde auch am Stand des Leitungsteams des Pastoralen Raums Dortmund-Hörde © Simone Yousef /Erzbistum Paderborn
Angeregt diskutiert wurde auch am Stand des Leitungsteams des Pastoralen Raums Dortmund-Hörde.

Wir müssten viel mehr von Leitungsnetzwerken im Seelsorgeraum sprechen. Es braucht Kooperation und Vernetzung innerhalb des Seelsorgeraumes mit seinen verlässlichen Orten für Familien, Queere, Pilger etc.

Sven Laube, Pastoraler Raum Dortmund-Hörde
Sven Laube, Pastoraler Raum Dortmund-Hörde, legt den Fokus auf das Netzwerken. © Simone Yousef /Erzbistum Paderborn
Sven Laube, Pastoraler Raum Dortmund-Hörde, legt den Fokus auf das Netzwerken.

Forschungsergebnisse der Uni Paderborn

Am Nachmittag stellen Prof. Dr. Dr. Oliver Reis und Inga Kros von der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn erste Erkenntnisse aus der projektbegleitenden Evaluation vor.

„Uns interessiert die Kultur“, erläutert Prof. Dr. Dr. Oliver Reis die Vorgehensweise.

Es wurde untersucht, wie die Handelnden  in den drei Leitungsmodellen der Pastoralen Koordination und den zwei Modellen der Pfarrbeauftragung interagieren und welches gemeinsame Wissen in den Köpfen besteht. Daraus wurden dann systemische Optimierungsvorschläge in Form von offenen Fragen für die Weiterarbeit herausgearbeitet.
Fazit: Obwohl alle Leitenden sich immer besser in ihre Rollen einfinden, gut miteinander und in den Pastoralen Raum hinein interagieren und zufrieden mit der Leitungsform sind, stoßen sie letztendlich doch immer wieder an systemisch angelegte Grenzen.

„Die Leitung ringt trotz der Beteiligung mit der im Modell angelegten – juristischen und kirchenkulturellen – und letztlich unaufhaltbaren Subordination der Pastoralen Koordination unter die priesterliche Leitung. Sie taucht in Aufgaben, Expertise, zugeschriebener Letztverantwortung – Gehalt und Verantwortung – und Adressierungen von Außen immer wieder auf. Menschen werden diese ‚Schattensubordination‘ nicht mehr akzeptieren“, fasst Reis zusammen und erntet dafür großen Applaus.

Mut und Multiperspektivität

In der anschließenden lebendigen Diskussion wird der große Nutzen multiprofessioneller Leitungsteams sowohl für den Seelsorgeraum als auch im Seelsorgeraum deutlich. Auf die Multiperspektivität (Beruf, Geschlecht, Herkunft), die die Leitungsteams bieten, möchte niemand mehr verzichten. Weitergearbeitet werden muss nun auf Ebene der Personal- und Organisationsentwicklung, um die Rahmenbedingungen für eine Arbeit auf Augenhöhe und eine gute Vernetzung und Anbindung des Ehrenamts bis in die Ortsgemeinden hinein zu schaffen.

Moderatorin Barbara Hucht fasst die angeregte Debatte zusammen; „Vielleicht müssten wir auch einfach mutiger sein.“ Alina Sivaraj verspricht den Projektauftrag entsprechend nachzuschärfen, um daran in der zweiten Projekthälfte mit Blick auf die zukünftigen Seelsorgeräume weiterzuarbeiten.

Work in progress

Ideen dazu werden bereits direkt im Anschluss in Workshops erarbeitet: Personalentwicklung, Kulturwandel, Changemanagement, Transformationsprozess, geistliche Dimension von Leitung, Rollenverständnis, Empowerment von Ehrenamtlichen und Frauenförderung.

Dr.  Annegret Meyer, Alina Sivaraj und Oliver Lücke aus dem Generalvikariat stellen in der anschließenden Podiumsdiskussion die Ergebnisse, Ideen und Resonanzen aus den Workshops vor und stellen diese zur Diskussion.

Intensiv diskutiert wird die Frage, wie die Ehrenamtlichen, die sich innerhalb ihrer Ortsgemeinden engagieren, in die Struktur des Seelsorgeraums eingebunden und von der Leitung des Seelsorgeraums unterstützt werden können. Klar ist:  Das Erzbistum hat sich die Ehrenamtsförderung und Vernetzung von Engagierten auf die Fahnen des Bistumsprozesses geschrieben. An der konkreten Ausgestaltung der Schnittstellen und an den Vernetzungsstrukturen gilt es nun gemeinsam weiterzuarbeiten.

Auch mit der Frage wie ein Leitungstrio aus Pfarrer, Verwaltungsleitung und pastoraler Koordination kirchenrechtlich konform dauerhaft etabliert werden kann, wird man sich an höchster Stelle beschäftigen müssen. Ebenso mit der Erarbeitung von völlig neuen klaren Anforderungsprofilen und einem entsprechenden transparenten Auswahlverfahren z.B. in Form eines Assessments für die Besetzung der Leitungsstellen. Bei den Verwaltungsleitungen habe man hier bereits gute Erfahrungen gemacht, auf die man zurückgreifen könne. Hierzu gehört auch, dass eine entsprechende geistliche Begleitung und Möglichkeiten zur Selbstreflektion angeboten werden, damit der Kulturwandel auch in den Köpfen gelingt.

Es braucht einen Kulturwandel

So lässt sich die abschließende Diskussion zusammenfassen: Entscheidend wird sein die systemischen Rahmenbedingungen und das Mindset in den Köpfen der Akteurinnen und Akteure so mutig zu verändern, dass Laien wahrhaftig echte Verantwortung übernehmen können. Eine Kultur des Miteinanders auf Augenhöhe und die entsprechenden systemischen Rahmenbedingungen sind die Erfolgsfaktoren für die Kirche von morgen. Projekte wie „Gemeinsam leiten“ können dazu ihren Beitrag leisten.

Durch Veranstaltungsformate wie die Halbzeitbilanz nimmt die Ausgestaltung des zukünftigen Seelsorgeraums in den Köpfen der Menschen langsam Gestalt an. Ein erster Anfang für einen notwendigen Kulturwandel.

 

 

 

Alina Sivaraj

Abteilungsleitung Leben im Pastoralen Raum

Dr. Rainer Hohmann

Leitung Fortbildung pastorales Personal, Domvikar
© Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
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Melina Sieker

Referentin Prozess Diözesaner Weg 2030+, Bereich Pastorale Dienste, Leben im Pastoralen Raum
Ein Beitrag von:
Simone Yousef © Besim Mazhiqi / Erzbistum Paderborn
Simone Yousef
Redakteurin

Simone Yousef

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