Jan Loffeld analysiert, warum immer weniger Menschen an Gott glauben – und warum Reformen die Kirche nicht retten werden.
Studientag zu Kirchenaustritten verdeutlicht die innere Haltung für die Zukunft des Glaubens
Ein Satz von Jan Loffeld, Professor für Praktische Theologie, entwickelte zwei Tage nach der Veröffentlichung des Bischöflichen Stuhls eine besondere Wucht. „Das größte Kapital der Kirche“, sagte er, „sind die Menschen, die dem Evangelium trauen“. Mit seinem Vortrag eröffnete der Wissenschaftler der Universität Tilburg in den Niederlanden und Priester des Bistums Münster am Donnerstag, 3. September, den Studientag zum Thema Kirchenaustritte im Jugendhaus Hardehausen. Es war ein Tag, der viele Facetten der Kirche hinterfragt hat – und geradezu danach schreit, gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Ein Tag, bei dem Frust oder Trauer über Kirchenaustritte in Verständnis und Mut verwandelt wurde. Ein Tag, an dem sich ganz viel innere Kraft bei den 60 Teilnehmenden entwickelt hat.
Zwischendurch konnte man sich wie bei der Vorstellung eines neuen technischen Produkts fühlen, als Loffeld im hellblauen Sakko, eng geschnittener Jeans und Headset-Mikrofon auf der Bühne sprach. Er versprühte innovativen Charme – obwohl es doch eigentlich um ein besorgniserregendes Thema ging: Kirchenaustritte.
Interessant war, wie deutlich Loffeld immer wieder zwischen „der Kirche“ und „Gott“ unterschied. „Ich arbeite nicht für eine Sozialform Kirche, sondern für das Evangelium, für Jesus“, sagte Loffeld einmal. Das ist wichtig zu wissen, um seine Analyse der kirchlichen Situation zu verstehen – und daraus eher Mut als Resignation zu schöpfen.
Denn Loffeld verglich die katholische Kirche mit einem großen massiven Baum, der – je nach Perspektive – im Fallen ist oder schon längst am Boden liegt. „Wir trauern um den Baum und versuchen, ihn zu retten“, sagte Loffeld, „statt die Pflänzchen zu sehen, die rechts und links davon wachsen“.