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© Evgeny Atamanenko / Shutterstock.com
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Eine Kirche mit Warteliste

Wo steht die katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistumsprozess? Standortbestimmung am „Tag der Eheberatung“

Die EFL ist ein echtes Erfolgsmodell unter den Angeboten des Erzbistums. Während die Bänke in den Kirchen oft leer bleiben, arbeiten die Beratungsstellen der EFL am Rande der Kapazitätsgrenze und teilweise auch deutlich darüber hinaus. „Seit Corona haben die Anfragen an unsere 22 Beratungsstellen noch einmal deutlich zugenommen“, weiß Niels Christensen, Leiter der EFL im Erzbistum Paderborn. „Die Eucharistie wird woanders gefeiert, doch auch wir als EFL sind Kirche.“ Und zwar eine Kirche mit einer langen Warteliste.

Erstkontakte versuchen die Beratungsteams nach wie vor binnen kürzester Zeit zu bearbeiten, allein schon wegen der Suizidgefahr oder der Gefahr durch häusliche Gewalt. Bis es jedoch zu einer vertieften Beratung kommen kann, vergeht häufig ein halbes Jahr. Eine Warteliste von sechs Monaten und mehr – das ist weit entfernt vom eigenen Anspruch der Mitarbeitenden der EFL, Menschen in Not unabhängig von Konfession oder Religionszugehörigkeit möglichst schnell beizustehen. Die wenigsten schwerwiegenden Probleme lösen sich von allein. Im Gegenteil: In der langen Wartezeit können sich Schwierigkeiten vertiefen oder gar eskalieren. Umso größer ist anschließend der Beratungsaufwand.

Während die Kirchenbänke oft leer bleiben, sind die Beratungsstellen der EFL ein kirchlicher Ort mit langer Warteliste.

Werbung für ihr Beratungsangebot braucht die EFL in diesen angespannten und unsicheren Zeiten also nicht. Und trotzdem erscheint dieser Beitrag. Denn vor Hilferufen in Deckung zu gehen, gilt nicht. Zu wichtig ist der Auftrag. Außerdem hat dieser Artikel einen wichtigen Anlass. Es geht um die Frage, wo sich die EFL im Transformationsprozess der Pastoral im Erzbistums Paderborn verortet und wie sie sich in den Veränderungsprozess einbringen möchte. Und darüber hinaus geht es auch um die Frage, welche Funktion die Bistumsleitung und weitere Beteiligte im Transformationsprozess der EFL in Zukunft beimessen.

Diese beiden Leitfragen bildeten auch die inhaltlichen Schwerpunkte des „Tags der Eheberatung“ am 28. August 2025, zu dem die Leitung der EFL nicht nur ihre Beraterteams, sondern auch die Sekretariate nach Dortmund eingeladen hatte. Diese rücken zunehmend in eine Schlüsselfunktion. „Je länger die Wartelisten werden, desto angespannter wird die Situation am Telefon im Sekretariat“, erklärt Niels Christensen den Hintergrund. „Wenn wir die Menschen schon vertrösten müssen, dann wenigstens auf eine christliche und mitfühlende Weise.“

Die Zukunft der EFL als verlässliche Orte der Pastoral

Wie ordnet sich die EFL nun in den Bistumsprozess ein? Bereits der Umstand, dass es im Erzbistum Paderborn künftig maximal 25 Seelsorgeräume geben wird, die EFL aber 22 Beratungsstellen betreibt, lädt zu Gedankenspielen ein. Viel wichtiger als Zahlenspielereien aber war beim „Tag der Eheberatung“ die inhaltliche Positionsbestimmung.

EFL als verlässlicher Ort

Ein Ziel der Transformation der Pastoral ist die Schaffung verlässlicher Orte – und als eben solche verlässlichen Orte werden die EFL-Beratungsstellen von den hilfesuchenden Menschen wahrgenommen. Aber auch abseits der einzelnen Standorte gilt es, die Beratungsangebote der EFL als einen verlässlichen Dienst am Menschen zu positionieren.

Den Auftrag dazu leitet Niels Christensen aus der Pastoralen Konstitution Gaudium et spes ab, in der es heißt: „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi.“

„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi. Und es gibt nichts wahrhaft Menschliches, das nicht in ihren Herzen seinen Widerhall fände.“

(Auszug aus der im Verlauf des Zweiten Vatikanischen Konzils entstandenen und von Papst Paul VI. am 7. Dezember 1965 in Kraft gesetzten Pastoralen Konstitution Gaudium et spes)

Wie dieser Auftrag auch in einer veränderten pastoralen Landschaft zu erfüllen ist, diskutierten die Teilnehmenden untereinander, aber auch mit Dr. Annegret Meyer. Die koordinierende Leitung Bereich Pastorale Dienste und Prozessleitung 2030+ war bei der Tagung online zugeschaltet, nahm Anregungen entgegen und beantwortete viele Detailfragen. Grundsätzlich zeigten sich die Teilnehmenden aus den EFL-Beratungsstellen bereit, die anstehenden Veränderungen mitzutragen und mitzugestalten. Ein Ergebnis der Tagung war, dass die EFL in verschiedenen Teilprojekten des Transformationsprozesses eine aktive Rolle übernehmen wird.

Wofür die EFL da ist

Die Katholische Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) ist eine Einrichtung des Erzbistums Paderborn mit 22 Beratungsstellen. Die EFL ist ein pastoraler Dienst der Kirche und bietet als psychologischer Fachdienst Unterstützung für alle Familienformen. Sie ist offen für alle Menschen, die in persönlichen und familiären Anliegen in die Krise geraten sind. Aus dieser Perspektive ergibt sich eine enge Vernetzung mit den vielfältigen Einrichtungen der Seelsorge und Caritas sowie der Kinder- und Jugendhilfe. Das Erzbistum Paderborn finanziert mehr als drei Viertel der Kosten, das Land NRW unterstützt die Beratungsarbeit ebenso wie einige Kommunen.

Die EFL ist fester Bestandteil der psychosozialen Versorgung. Familien haben nach §17 KJHG Anspruch auf Beratung in Fragen der Partnerschaft, wenn sie für ein Kind oder einen Jugendlichen zu sorgen haben oder tatsächlich sorgen.

Die Beratung soll helfen,

  1. ein partnerschaftliches Zusammenleben in der Familie aufzubauen,
  2. Konflikte und Krisen in der Familie zu bewältigen,
  3. im Falle der Trennung oder Scheidung die Bedingungen für eine dem Wohl des Kindes oder des Jugendlichen förderliche Wahrnehmung der Elternverantwortung zu schaffen.

Auch die Beratung junger Erwachsener bis 27 Jahre ist laut SGB VIII Aufgabe der Beratungsstellen.

Selbstverständlich beraten wir alle Menschen in Krisensituationen, auch wenn sie nicht zur Gruppe der Menschen gehören, die nach SGB VIII Anspruch auf Beratung haben. Offen zu sein für Menschen in Krisensituationen, verstehen wir als zentralen Auftrag der EFL im Erzbistum Paderborn.

Fachliche Qualität und Vertraulichkeit zu bieten, ist uns dabei ein Herzensanliegen. Die Beratung ist kostenlos für die Ratsuchenden, aber nicht umsonst.

(Aus dem Jahresbericht 2024 der EFL im Erzbistum Paderborn)

Kontakt und Beratung:

Beratung vor Ort: www.unsere-beratungsstelle.de

Onlineberatung: www.digitale-beratungsstelle.de

Geschäftsstelle: niels.christensen@erzbistum-paderborn.de

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