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„Wir haben keinen Masterplan, aber einen Meister: Jesus Christus“

Blog-Beitrag vom Apostolischen Protonotar Alfons Hardt

18 Jahre im Amt als Generalvikar haben viele Erfahrungen und Erkenntnisse mit sich gebracht. Ich hoffe, dass es mir gelingt, diese mit einem realistisch-ehrlichen Blick zu teilen, aber auch mit einer hoffnungsvollen Perspektive, denn dafür bin und bleibe ich Christ.

In einer Fortbildung habe ich den Unterschied kennengelernt zwischen einem heroischen und einem sogenannten post-heroischen Führungsstil. Die Welt der heroischen Führung ist vergleichsweise einfach: Sie kennt Gewinne und Verluste, bietet klare Orientierung und Führungspersönlichkeiten, die man bewundert, denen man folgt und denen man glaubt. Die Welt der post-heroischen Führung hingegen ist sehr komplex. Sie kennt zwar auch Gewinne und Verluste, aber darüber hinaus nicht nur deren häufige Ununterscheidbarkeit, sondern auch die Schnelligkeit, mit der das eine sich als das andere herausstellen kann.

Mit anderen Worten: Was man heute ablehnt oder vermeidet, stellt sich unter Umständen morgen als absolut notwendig und wegweisend heraus. Aber – und das ist das Herausfordernde – man weiß es eben nicht immer eindeutig und verlässlich. Trotzdem muss man zwangsläufig Entscheidungen treffen, dabei muss man auf Helden verzichten und dennoch immer wieder Orientierung schaffen.

Gott mischt auf

Niemand hat letztlich den einen Masterplan, weder in der Kirche noch in der Gesellschaft. Meine Erfahrung hat mich skeptisch gemacht gegenüber Masterplänen – in der Pastoral wie beim Personal. Sie sind notwendig zur Vergewisserung unserer Entscheidungen, aber man darf man Planungen nicht absolut setzen. Ob Masterpläne gelingen oder nicht, hängt von den Menschen ab, die sie umsetzen und ihnen Leben einhauchen.  Immer wieder habe ich erlebt: Die Wirklichkeit wird sich ihr Flussbett graben. Sie richtet sich nicht nach unseren Plänen. Natürlich wäre es unverantwortlich und fahrlässig, alles dem Zufall zu überlassen. Aber wir müssen uns demütig und selbstkritisch immer wieder der Vorläufigkeit und Korrekturnotwendigkeit unserer Planungen bewusst sein. Nicht alles liegt in unserer Verfügbarkeit. Deshalb möchte ich ein klares Plädoyer abgeben: Trauen wir dem Heiligen Geist wieder mehr zu!

Dass wir Gewinne und Verluste nicht so einfach beschreiben können, macht mich jedoch ganz und gar nicht resignativ. Im Gegenteil: Es fordert uns als Christen heraus, mit dieser Unterscheidung an diese Situation heranzugehen. Ich bin zutiefst überzeugt: Gott umarmt uns durch die Wirklichkeit. Auch wenn er manchmal heftig zudrückt. Er begegnet uns in diesen komplexen Situationen. Ja, er mischt seine Kirche richtig auf. Dabei ist für mich entscheidend: Wir fangen nicht bei null an. Wir haben eine Botschaft, mit der wir unvertretbar sind. Das Evangelium ist unser Alleinstellungsmerkmal.

Freudig, gelassen, demütig und dankbar

Zwar ist die Situation aktuell ziemlich unübersichtlich. Aber das Evangelium legt uns Grundhaltungen ans Herz, die uns helfen können, ohne Angst und Resignation in die Zukunft zu gehen. Denn eins ist klar: „Verstimmung, Apathie, Bitterkeit, Kritiksucht sowie Traurigkeit sind keine guten Zeichen oder Ratgeber“ –  so formuliert Papst Franziskus in seinem Brief an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland. Wenn mir solche Verhaltensweisen begegnet sind, kam ich mir sehr hilflos vor. Die Früchte des Geistes, an denen man uns Christen erkennen kann, sind anderer Natur: Freude, Gelassenheit, Demut und Dankbarkeit sprechen eine andere Sprache. Auch das habe ich Gott sei Dank immer wieder erlebt. Diese Grundhaltungen wünsche ich allen auch bei der weiteren Zusammenarbeit, beim Beraten, Diskutieren und Entscheiden.

Die Kirche hat so viele Baustellen, dass Sie uns leicht den Blick auf das Ganze verstellen, den Blick auf die Heilsgeschichte. Noch einmal: So wichtig die Renovierungsarbeiten an der Kirche sind, sie dürfen uns nicht so in Beschlag nehmen, dass wir dabei vergessen, für was oder für wen wir arbeiten. Wir haben vielleicht keinen Masterplan. Aber wir haben einen, der unser Meister ist: Jesus Christus. Ich bin überzeugt: Solange wir uns an die Bergpredigt halten, liegen wir zu 100 Prozent richtig. Solange wir im Vertrauen auf den Auferstandenen leben, liegen wir zu 100 Prozent richtig. Solange wir nach dem suchen, was und wer uns eint, liegen wir zu 100 Prozent richtig.

Ich danke allen, die mir Ihr Vertrauen geschenkt haben – letztlich jedem Einzelnen und jeder Einzelnen von Ihnen. Vor allem Erzbischof Becker, der auf mich als sein Alter Ego vertraut hat und den ich auf seinem Weg mit den Menschen begleiten durfte. Ich danke allen, die mir mit Wohlwollen und Wertschätzung begegnet sind, die mich in meinem Handeln unterstützt und mich in meinen Grenzen getragen und manchmal auch ertragen haben. Und ich bitte alle um Verzeihung, denen ich nicht gerecht geworden bin, die ich enttäuscht oder verletzt habe.

Danke für Alles und Au revoir!

Ihr
Prälat Alfons Hardt

„So wichtig die Renovierungsarbeiten an der Kirche sind, sie dürfen uns nicht so in Beschlag nehmen, dass wir dabei vergessen, für was oder für wen wir arbeiten. Wir haben vielleicht keinen Masterplan. Aber wir haben einen, der unser Meister ist: Jesus Christus. Ich bin überzeugt: Solange wir uns an die Bergpredigt halten, liegen wir zu 100 Prozent richtig. Solange wir im Vertrauen auf den Auferstandenen leben, liegen wir zu 100 Prozent richtig. Solange wir nach dem suchen, was und wer uns eint, liegen wir zu 100 Prozent richtig.“

Apostolischer Protonotar Alfons Hardt

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