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Kulturwandel Blog
11. März 2022
Paderborn

Werkzeuge des Friedens sein

Blog-Beitrag von Erzbischof Hans-Josef Becker

Bei der Eröffnung der Messfeier sage ich als Bischof der versammelten Gemeinde zu: „Der Friede sei mit euch“. Wenn ich sehe, was aktuell in der Ukraine passiert, stelle ich mir die Frage: Sind diese Worte aus der Liturgie nur eine Floskel ohne weitere Bedeutung für die leidvolle, brutal-reale Erfahrung von Krieg und Gewalt, von Bombenangriffen und Zerstörung?

Der Krieg in der Ukraine ebenso wie jeder andere bewaffnete Konflikt auf dieser Welt machen auf schmerzliche Weise deutlich, dass Friede kostbar und verletzlich ist. Friede ist keine Selbstverständlichkeit, im Großen ebenso wenig wie im Kleinen in der Familie, zwischen Nachbarn oder auch in unserer Kirche. Menschen sind unterschiedlich und haben unterschiedliche Ansichten. Das gehört zu der von Gott geschenkten Würde jedes und jeder Einzelnen. Wo diese Achtung vor der personalen Würde des Anderen vergessen und negiert wird, drohen unweigerlich Konflikte.

Mitwirken am Frieden – Tag für Tag

Darum erinnere ich daran und rufe dazu auf, in aller Verschiedenheit beieinander zu bleiben und sich nicht im Streit zu verlieren. Als Bischof bin ich dem Dienst an der Einheit verpflichtet. Einheit heißt keineswegs Gleichmacherei. Einheit dient dem Frieden – trotz aller Unterschiedlichkeit, die sie „ver-eint“. Die Grundlage für Frieden ist Respekt vor dem Anderssein, für andere Standpunkte und Sichtweisen. Ich will daran mitwirken, dass Menschen Frieden halten können – in der Kirche und in der Welt.

Wir alle können Werkzeuge von Gottes Frieden sein. Ein bekanntes Gebet dazu wird dem heiligen Franz von Assisi zugeschrieben. Es erlangte nicht ohne Grund große Bekanntheit im 20. Jahrhundert, in dem zwei Weltkriege kurz nacheinander die Menschheit erschütterten. Schon die ersten Zeilen zeigen, wie Friede unter uns werden kann: „Herr, mach mich zu einem Werkzeug deines Friedens, dass ich liebe, wo man hasst; dass ich verzeihe, wo man beleidigt; dass ich verbinde, wo Streit ist; dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist […]“. Der Betende bittet Gott, an seinem Frieden mitwirken zu dürfen. Dazu sind auch wir aufgerufen – Tag für Tag in unserem Alltag, in unseren Familien, im Berufsleben. Lassen Sie uns gemeinsam „verbinden, wo Streit ist“: Das wird immer ein erster großer Schritt zum Frieden sein.

Beharrliche Hoffnung und tiefe Sehnsucht

Auch wenn wir angesichts des Kriegsgeschehens in der Ukraine ratlos und fassungslos sind, so können wir doch mit ganzem Herzen um Frieden für die Menschen beten, besonders für diejenigen, die noch in der Ukraine verblieben sind oder als Flüchtende ihr Land verlassen mussten. „Herr, gib uns deinen Frieden“ ist ein wunderbarer Kanon, der nicht nur eine Bitte ausspricht, die aktuell dringlicher ist denn je. Die Melodie dieses Kanons drückt vielmehr eine beharrliche Hoffnung aus, die stärker ist als alle Bilder der Zerstörung. Gerade aus diesem Grund berühren mich auch die Worte „Der Friede sei mit euch“ als Zusage in diesen Tagen besonders. Sie sind für mich weit mehr als eine liturgische Formel oder ein frommer Wunsch: Sie sind eine tiefe Sehnsucht und die Hoffnung, dass Gott Frieden stiften kann. Auch in Zeiten des Hasses.

Ihr Erzbischof Hans-Josef Becker

„Als Bischof bin ich dem Dienst an der Einheit verpflichtet. Einheit heißt keineswegs Gleichmacherei. Einheit dient dem Frieden – trotz aller Unterschiedlichkeit, die sie ‚ver-eint‘.

Die Grundlage für Frieden ist Respekt vor dem Anderssein, für andere Standpunkte und Sichtweisen. Ich will daran mitwirken, dass Menschen Frieden halten können – in der Kirche und in der Welt.“

Erzbischof Hans-Josef Becker

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