Sättigung oder heiliges Mahl?
Durch solche Aktionen habe sich die Frage nach der gemeinsamen Eucharistie für sie noch einmal ganz neu erschlossen, berichtet Weber. Teilnehmende der Vesper-Kirche hätten berichtet, dass diese Mittagessen für sie einen ganz besonderen Stellenwert in Fragen der Gemeinschaft einnehmen würden und auf diese Weise auch ein Stück weit heilig für sie werden würden. Die Frage, die man sich zukünftig viel stärker stellen müsse, ist sich Christel Weber sicher, sei die Frage, ob Gott nicht überall da, wo zusammen gegessen würde und Christen miteinander Gemeinschaft hätten, auch gegenwärtig sei. Man müsse überlegen, ob die Grenzziehung zwischen einem profanen Sättigungsmahl und einem heiligen Mal wie der Eucharistie überhaupt noch aufrechterhalten werden könne.
Auch Dr. Michael Hardt, Leiter der Fachstelle Ökumene im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn, spricht sich ebenfalls für mehr Offenheit gegenüber anderen Konfessionen aus, betont aber zugleich, dass gerade im Hinblick auf die Austeilung der Kommunion durch katholische Priester an beispielsweise evangelische Christen immer noch die persönliche Gewissensentscheidung des Einzelnen an erster Stelle stehen müsse. Gleichzeitig ist sich Hardt sicher, dass solche gemeinsamen Tauffeiern, wie von Frau Labudda vorgestellt, ein sehr guter Schritt in Richtung gelebter Ökumene sein können.
Eine Diskussion zwischen den Teilnehmenden entbrennt an der Frage, wie mit den übriggebliebenen Gaben beim Abendmahl verfahren werden solle. Dabei dürfe es nicht nur um dogmatische Fragen gehen, vielmehr müsse man auch ganz praktisch denken, so Michael Hardt. Beispielsweise könnten solche Gaben für das Krankenabendmahl verwendet werden. Ganz so weit wie in einem Beispiel, dass Nadine Mersch einbringt, möchte er dann aber doch nicht gehen. Die Vorsitzende des Diözesankomitees führt an, dass es eine reformierte Gemeinde gebe, in der die Reste von Brot und Wein in einem Käse-Fondue verarbeitet würden. Man müsse dem selbstverständlich nicht zustimmen, so Mersch, wichtig sei aber bei aller Unterschiedlichkeit, dass man offen bleibe.
Was dient dem Menschen?
„Bei aller theologischen Tiefe bin ich sicher, dass uns allen etwas mehr Leichtigkeit im Umgang mit solchen Fragen gut tun würde“, sagt sie und bringt damit die grundsätzliche Tendenz, die sich durch diesen Abend zieht, treffend auf den Punkt. „Gemeinsam in die Zukunft schauen“ lautet ihr Appell, dem sich alle Teilnehmenden anschließen können.
Dem kann sich Michaela Labudda nur anschließen. „In ökumenischer Verantwortung Gesellschaft zu gestalten“, müsse der Auftrag für alle Kirchen in der Zukunft sein.
Auch Christel Weber ist sich sicher, dass keine Kirche zukünftig mehr nur ganz allein für sich leben könne. Die Kirchen müssten sich die Frage stellen, wie sie der Umgebung, in der sie leben, dienen könnten. „Als Kirchen müssen wir wahrnehmen, wo wir gebraucht werden. Was dient dem Menschen? Darum muss es vorrangig gehen“, so Weber. Und dabei sei es wichtig, sich auch auf diese Wünsche und Bedürfnisse einlassen zu können, ganz vorbehaltlos, denn Kirche sei zu allererst immer noch ein Dienst am Menschen.
Dass die Fragen und Aufgaben der Zukunft durchaus herausfordernd sind und folglich nur in einem gemeinsamen Dialog bewältigt werden können, da sind sich alle Teilnehmenden an diesem Abend sicher. Und der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt habe eindrucksvoll gezeigt, wie das funktionieren kann.