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Priesterkonvent 2023© Dirk Lankowski / Erzbistum Paderborn

Den Ursprung der eigenen Berufung neu entdecken und davon erzählen

Erster Priesterkonvent während der Vakanz beschäftigt sich mit drängenden Fragen rund um das Priester-Sein heute und morgen

Der Eindruck, den das Presbyterium an diesem Montagmorgen macht, ist entspannt und fröhlich. Nach den von Corona geprägten Jahren können sich die Priester des Erzbistums Paderborn endlich wieder persönlich treffen. Zu Beginn der Versammlung begrüßt man sich herzlich, schüttelt kräftig Hände, klopft sich auf die Schultern oder nimmt sich in den Arm. Da treffen sich welche, die sich auf Anhieb verstehen, auch wenn zwischen manchen Vikaren und Pfarrern viele Jahrzehnte Altersunterschied liegen. Es hat ein bisschen was von einer Betriebsversammlung, zu der die Übergangs-Bistumsleitung um Diözesanadministrator Dr. Michael Bredeck in das Hotel am Hennesee in Meschede eingeladen hat. „Zwischen zwei Erzbischöfen sich zu treffen, ist genau der richtige Zeitpunkt und ein gutes Zeichen, dass wir uns austauschen wollen“, meint dann auch Dr. Andreas Rohde, Leiter des Bildungshauses in Elkeringhausen, der in der Ankommensrunde gefragt wird, warum er da ist.

Erfüllend und belastend Spannbreite macht Stimmung unter Priestern deutlich

Ehrlich, offen und direkt soll es zugehen. Dass man jedoch von himmelhoch jauchzend durch die Wiedersehensfreude ganz schnell zurück auf den steinigen, harten Kirchenboden der Realität zurückgeholt werden kann, wird mit dem Stimmungsbild deutlich, das die Priester abgeben. Erfüllend und belastend, erfolgreich und frustrierend liegen nah beieinander. Darauf schwingen sich auch die Begrüßung von Diözesanadministrator Bredeck und der Impulsvortrag von Spiritual Christian Städter ein. Unverblümt wird zur Sprache gebracht, wie die Lage ist. Eine entspannte Betriebsversammlung ist es also nicht, auch wenn die Stimmung nachdenklich-gut und diskutierfreudig bleibt. Die Bistumsleitung möchte die Themen des Presbyteriums wahrnehmen, im besten Fall helfen. Diözesanadministrator Bredeck zeichnet das bekannte Bild der Kirche, das vielfach thematisiert wird: Abbruch der Volkskirche, Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Und legt den Fokus heute auf die Frage: „Wozu braucht es uns Priester noch!?“ Aber diese Frage gelte auch für die Kirche allgemein und alle engagierten Christen. „Wir sind keine notwendige, selbstverständliche Institution mehr, die gebraucht wird. Die Frage nach religiöser Sinnstiftung geht massiv zurück.“

„Wie können wir uns von den Nöten der Welt in den Dienst nehmen lassen?“

Also, wozu braucht es Priester noch? Und wie geht es ihnen mit dieser Frage? Es ist ernst. Einigen im Presbyterium geht es schlecht. Ausgebrannt, frustriert, krank, verliebt, zweifelnd, wütend sind die Beschreibungen: „Wir erleben Mitbrüder, die keine Kraft mehr haben, keine hoffnungsvolle Perspektive sehen. Da gibt es ein äußeres Verbleiben im Amt bei gleichzeitiger innerer Emigration. Wie gehen wir damit um, wie können wir helfen und stützen?“, analysiert Christian Städter. Und an sich und seine Mitbrüder gerichtet stellt er die Frage: „Wie können wir uns von den Nöten der Welt in den Dienst nehmen lassen?“ Vielleicht ist die Frage auch eine der Antworten, wie die Resonanzen aus dem Kreis der anwesenden Priester zeigen: missionarisch und diakonisch wirken, den Ursprung der eigenen Berufung neu entdecken und davon zu erzählen, sinnstiftend da sein. Christian Städter meint: „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Gute, das wir heute tun – und wenn wir es auch noch in Formen tun, die ein Ende finden werden – in die neue Form von Kirche eingestiftet wird.“

Für den unbeteiligten Zuhörer an diesem Tag bleibt aber noch ein ganz anderer Eindruck, der auch angesprochen wird. In einer Gesellschaft braucht es auch ganz andere zeichenhafte Lebensweisen – Städter: „Priester-sein als Berufung und Lebensform“ – die nicht auf Karriere und Anerkennung in der Gesellschaft aus sind, sondern die nach Gott fragen, eine frohe und revolutionäre Botschaft verkünden und bei der Suche nach Sinn helfen. Die Menschen in Not helfen und frei sind, das vielleicht auch Ungeheuerliche zu sagen, das Jesus schon verkündet hat.

Zusammenrücken, um Transformationsprozess gut zu überstehen

Wie das gelingen? Nur in Einheit, in Gemeinschaft. Darüber wird im Presbyterium ausgiebig gesprochen, denn mit der Einheit scheint es nicht ganz leicht, bei all der Vielfalt beispielsweise an theologischen Positionen unter den Priestern. Weihbischof Matthias König nimmt aus den Gesprächen mit, dass es „die Einheit ein großes Anliegen ist – daran wird weiter zu arbeiten sein.“ Es gibt eine große Vielzahl an Einschätzungen, eine Auswahl kann einen Eindruck vermitteln. „Wir sind sehr individualistisch geworden. Dennoch empfinde ich das zusammen mit euch hier als sehr verbindend“, meint zum Beispiel der Soester Propst Dietmar Röttger. Pfarrer Waldemar Kolotzek aus Erwitte appelliert: „Als erstes ist es unser Auftrag, menschlich zu sein.“ Und Pastor Markus Püttmann aus Siegen gibt zu bedenken: „Wir dürfen die Situation nicht nur erdulden, sondern wir müssen auch reagieren.“ Am Ende der Runde macht Diözesanadministrator Bredeck deutlich, was er denkt: „Wir müssen zusammenrücken, sonst überstehen wir diesen Transformationsprozess nicht oder nur sehr mühsam.“

Spiritual Städter hat jedenfalls einen Auftrag seinen Mitbrüdern ans Herz gelegt, der aber auch für jeden anderen Engagierten gelten kann: „Was würde in unserem Bistum passieren, wenn jeder von uns in den kommenden Monaten in seinem persönlichen geistlichen Tun hierauf das Hauptaugenmerk legen würde: auf den Ursprung der eigenen Berufung.“ Speziell an seine Mitbrüder gerichtet: „Und was würde mit uns als Presbyterium geschehen, wenn jeder dann einem anderen Mitbruder davon erzählen würde? Um dann gemeinsam der Frage nachzugehen: Was heißt es, in der näheren und ferneren Zukunft Priester zu sein?“ Und was heißt es, engagierter Christ heute und morgen zu sein? Jetzt geht es ans Erproben. Oder mit den Worten von Weihbischof Matthias König: „Erwecke deine Kirche und fange bei mir an.“

Ein Beitrag von:
Leiter des Teams Redaktion

Dirk Lankowski

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