Ehrlich, offen und direkt soll es zugehen. Dass man jedoch von himmelhoch jauchzend durch die Wiedersehensfreude ganz schnell zurück auf den steinigen, harten Kirchenboden der Realität zurückgeholt werden kann, wird mit dem Stimmungsbild deutlich, das die Priester abgeben. Erfüllend und belastend, erfolgreich und frustrierend liegen nah beieinander. Darauf schwingen sich auch die Begrüßung von Diözesanadministrator Bredeck und der Impulsvortrag von Spiritual Christian Städter ein. Unverblümt wird zur Sprache gebracht, wie die Lage ist. Eine entspannte Betriebsversammlung ist es also nicht, auch wenn die Stimmung nachdenklich-gut und diskutierfreudig bleibt. Die Bistumsleitung möchte die Themen des Presbyteriums wahrnehmen, im besten Fall helfen. Diözesanadministrator Bredeck zeichnet das bekannte Bild der Kirche, das vielfach thematisiert wird: Abbruch der Volkskirche, Aufbruch in eine ungewisse Zukunft. Und legt den Fokus heute auf die Frage: „Wozu braucht es uns Priester noch!?“ Aber diese Frage gelte auch für die Kirche allgemein und alle engagierten Christen. „Wir sind keine notwendige, selbstverständliche Institution mehr, die gebraucht wird. Die Frage nach religiöser Sinnstiftung geht massiv zurück.“
„Wie können wir uns von den Nöten der Welt in den Dienst nehmen lassen?“
Also, wozu braucht es Priester noch? Und wie geht es ihnen mit dieser Frage? Es ist ernst. Einigen im Presbyterium geht es schlecht. Ausgebrannt, frustriert, krank, verliebt, zweifelnd, wütend sind die Beschreibungen: „Wir erleben Mitbrüder, die keine Kraft mehr haben, keine hoffnungsvolle Perspektive sehen. Da gibt es ein äußeres Verbleiben im Amt bei gleichzeitiger innerer Emigration. Wie gehen wir damit um, wie können wir helfen und stützen?“, analysiert Christian Städter. Und an sich und seine Mitbrüder gerichtet stellt er die Frage: „Wie können wir uns von den Nöten der Welt in den Dienst nehmen lassen?“ Vielleicht ist die Frage auch eine der Antworten, wie die Resonanzen aus dem Kreis der anwesenden Priester zeigen: missionarisch und diakonisch wirken, den Ursprung der eigenen Berufung neu entdecken und davon zu erzählen, sinnstiftend da sein. Christian Städter meint: „Ich bin fest davon überzeugt, dass das Gute, das wir heute tun – und wenn wir es auch noch in Formen tun, die ein Ende finden werden – in die neue Form von Kirche eingestiftet wird.“
Für den unbeteiligten Zuhörer an diesem Tag bleibt aber noch ein ganz anderer Eindruck, der auch angesprochen wird. In einer Gesellschaft braucht es auch ganz andere zeichenhafte Lebensweisen – Städter: „Priester-sein als Berufung und Lebensform“ – die nicht auf Karriere und Anerkennung in der Gesellschaft aus sind, sondern die nach Gott fragen, eine frohe und revolutionäre Botschaft verkünden und bei der Suche nach Sinn helfen. Die Menschen in Not helfen und frei sind, das vielleicht auch Ungeheuerliche zu sagen, das Jesus schon verkündet hat.