Auch die meisten von Ihnen werden wohl gerade die „schönsten Wochen des Jahres“ genießen. Wie man es mit dem Urlaubmachen hält, ist eine Frage des individuellen Geschmacks. Manche entdecken gern neue Städte, haben Freude daran, durch die Straßen zu schlendern oder auch mal ein Museum zu erkunden. Andere genießen es, einfach mit einem guten Buch die Seele baumeln zu lassen. Die meisten Kinder, so werden es die Eltern unter Ihnen bestätigen können, lieben vor allem Wasser- und Strandvergnügen. Gerade bei Familien scheint es also gar nicht immer so leicht zu sein, alle Urlaubs-Wünsche unter einen Hut zu bringen.
Urlaub ist „Qualitätszeit“
Über eins herrscht aber Einigkeit: Urlaub soll Erholung sein. Erholung vom schnelllebigen Alltag, vom Stress, vom Getrieben-Sein durch „Viel-zu-viel-zu-tun“ und „Viel-zu-wenig-Zeit“. Das gilt mitunter nicht nur für Erwachsene, denn auch für Kinder ist der Terminplan heute bisweilen gut gefüllt: Schule, Hausaufgaben, Klarinettenunterricht, Reiten, Fußballtraining, Einsätze als Messdienerin und Messdiener oder die Pfadfindertreffen fordern Zeit ein. Deshalb ist Urlaub – gerade auch für Familien – oft ein Raum, in dem man kostbare „Qualitätszeit“ miteinander verbringen kann, die im Alltag allzu schnell mal zu kurz kommt.
Im Urlaub hat im Idealfall also „die liebe Seele Ruh‘“. Zur Ruhe kommen, sich besinnen – das ermöglicht neue Perspektiven. Viele Dinge, die man im Alltag innerlich in eine hintere Ecke geschoben hat, kommen nicht selten gerade dann zum Vorschein und drängen an die Oberfläche. Diese Erfahrung schildern viele Urlaubsseelsorger, die den Menschen dort zuhören, wo Menschen Ferien machen. Eine solche Besinnung und Einkehr ist in meinen Augen auch eine Reise – keine weite auf der Landkarte, aber eine nach innen. Sie hilft uns, unseren Alltag und unseren Lebensweg aus einer anderen Perspektive zu sehen: Wo stehe ich eigentlich? Bin ich da, wo ich sein will? Will ich eigentlich ganz woanders hin?
Ein Stück Heimat in der Fremde
Mir hilft es in diesem Zusammenhang oft, mich ab und zu einfach für fünf Minuten in den Dom hier in Paderborn zu setzen: Man spürt nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch seine Verbindung zu Gott wieder neu. Der Trubel und die Hektik draußen sind – zumindest für einen Moment – ganz weit weg. Bisweilen kann das auch eine „Zumutung“ sein, diesen Moment der Stille bewusst auszuhalten – ein Zeichen dafür, wie sehr die Beschleunigung im Alltag für uns zur Gewohnheit geworden ist. Aber gerade deshalb helfen solche kleinen Unterbrechungen, um zu merken: Da schlummert vielleicht doch ein bisschen mehr in der Tiefe, als das, was unsere eigene Alltags-Oberfläche zulässt.
Auch im Urlaub sind solche Erfahrungen möglich. Auch am Ferienort findet man vielleicht eine Kirche – egal, ob beeindruckende Kathedrale oder kleine Kapelle am Wegesrand oder vielleicht auf dem Gipfel eines Berges: Auch hier kann der Reisende ein Stück Ruhe und Besinnung finden – vielleicht sogar auch ein Stück Heimat und Identifikation in der „Fremde“?