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„Nicht zuständig“ ist keine Option

Blog-Beitrag von Generalvikar Alfons Hardt

„Dafür bin ich nicht zuständig.“ Kennen Sie diesen Satz auch, etwa vom Telefon, wenn man womöglich mehrfach weiterverbunden wird? Teilweise mag das begründet sein, wenn spezielle Anliegen fachlich besser bei anderen Kolleginnen oder Kollegen aufgehoben sind. In vielen Fällen aber kann dieser Satz wie ein Weiterschieben von Verantwortung klingen. Auch mir ist er zuletzt bei der Arbeit wiederholt begegnet – und das hat mich alarmiert: Denn wer das Zukunftsbild für unser Erzbistum aufmerksam liest und ernst nimmt, kann ein schlichtes „Dafür bin ich nicht zuständig“ als Aussage nicht für sich stehen lassen.

Mir ist bewusst, dass die Umstrukturierungen nicht nur im Erzbischöflichen Generalvikariat, sondern auch in den Pastoralen Räumen vor Ort ein Nährboden für Ängste und Unsicherheiten und vielleicht auch für unklare Verantwortlichkeiten sind. Aber dennoch fordert das Zukunftsbild unmissverständlich eine Kultur des Dienens. Jesus selbst hat uns dies mit seinem Beispiel vorgelebt. Zugegeben, eine Haltung des Dienens scheint in heutiger Zeit etwas aus der Mode gekommen zu sein – jemandem „zu Diensten zu sein“ erfreut sich in einer individualistisch geprägten Gesellschaft vermutlich nicht der größten Popularität.

Denken vom Anderen her

In der Wirtschaft hingegen gilt heute als verbürgt, dass der Weg zum Erfolg nur über Dienstleistungs- und Kundenorientierung führt, also über ein Handeln im Sinne der Person, an die sich eine Dienstleistung richtet. Das Wohl und die Bedürfnisse der Kunden stehen im Zentrum des Handelns. Dazu braucht es Einfühlungsvermögen. Ich möchte ergänzen: Empathie ist gefragt, ein Denken vom Gegenüber her.

Eine solche Haltung ist von unserem Verständnis des Dienens zumindest grundsätzlich nicht so weit entfernt. Auch unser Zukunftsbild fordert eine „möglichst freundliche und interessierte Begegnung mit den Menschen“ – im Kontakt mit unseren „Kundinnen und Kunden“, die unsere Dienstleistungen als Kirche anfragen, aber auch im kollegialen Umgang miteinander. Das Zukunftsbild beschreibt grundlegende Haltungen, die eine gute Zusammenarbeit im Erzbistum Paderborn ermöglichen sollen. Es lohnt sich also, dafür auf die zentralen Aussagen des Zukunftsbildes zu blicken und das eigene Verhalten daran zu überprüfen.

Zuwendung mit offenem Ohr

Wir sollen gemäß des Zukunftsbildes beispielsweise so handeln, „dass sich möglichst viele Menschen von Gottes Einladung zur Gemeinschaft mit ihm angesprochen und ermutigt fühlen“. Ist das möglich, ohne dass wir uns unserem Gegenüber zuwenden mit einem offenen Ohr für seine Belange? Dabei spielt es keine Rolle, ob das Gegenüber jemand ist, der bei einem Trauerfall Beistand benötigt, oder jemand, der einfach nur eine Information oder Unterstützung als Kollegin oder Kollege anfragt. Laut Zukunftsbild soll die Kirche von Paderborn „in ihrem Handeln, ob haupt- oder ehrenamtlich, den Berufungen der Menschen dienen“. Ist das möglich, ohne aufrichtiges Interesse am Anderen? Oder ohne den Anderen ernst zu nehmen?

Verantwortung übertragen und übernehmen

Das Zukunftsbild lädt ferner dazu ein, „wechselseitig Vertrauen zu schenken und Verantwortung zu übertragen und zu übernehmen“. Steht eine Haltung, in der Verantwortung weitergeschoben wird, dem nicht diametral gegenüber? Im Sinne des Zukunftsbildes will die Kirche von Paderborn nicht zuletzt „ihre Grundaufträge in guter und verlässlicher Qualität erfüllen“ – das ist letztlich nichts anderes als gelebte Dienstleistungsorientierung und eine Kultur des Dienens.

Dienen als „Selbst-Verständlichkeit“

Das christliche Dienst-Verständnis betont den Aspekt der Selbstlosigkeit: Wir verstehen uns nicht als Dienende, weil wir uns davon einen direkten Vorteil versprechen. Wir verstehen uns als Dienende, weil unser Respekt vor dem Gegenüber uns dies gebietet. Denn unser Gegenüber ist genau wie wir ein Geschöpf Gottes und hat die gleiche unveräußerliche Würde wie wir selbst, ganz gleich ob als Kollegin oder Kollege oder als anfragender Mensch in der Gemeinde vor Ort.

Dieses christliche Selbstverständnis macht eine dienende Grundhaltung im kollegialen Miteinander für mich zu einer „Selbst-Verständlichkeit“. Ich wünsche uns allen im Erzbistum Paderborn, dass wir trotz aller Herausforderungen, die uns begegnen und die bisweilen Kraft kosten, eine solche Haltung mit dem Blick für den Anderen bewahren können. Und dann wird aus „Dafür bin ich nicht zuständig“ vielleicht öfter ein „Ich kümmere mich darum.“

Ihr Generalvikar Alfons Hardt

„Wir verstehen uns nicht als Dienende, weil wir uns davon einen direkten Vorteil versprechen. Wir verstehen uns als Dienende, weil unser Respekt vor dem Gegenüber uns dies gebietet.“

Generalvikar Alfons Hardt

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