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Innehalten Atem holen

Blog-Beitrag von Dompropst Msgr. Joachim Göbel

Vor wenigen Tagen ist mir im Zusammenhang mit der Adventszeit folgendes Gebet begegnet: „Vater, die Welt scheint für vier Wochen den Atem anzuhalten. Lass uns die Gnade dieser besonderen Zeit nutzen. Schenke uns Stunden des Friedens und des Atemholens. Zeig uns dein Licht.“

Diese Zeilen haben mich sehr berührt und nachdenklich gestimmt. Den Atem anzuhalten ist ein starkes Bild, das für die Adventszeit eigentlich ziemlich treffend erscheint. Es kann Vieles bedeuten: Im Alltäglichen das Besondere zu erkennen. Sich Zeit zu nehmen für das, was sonst zu kurz kommt. Bewusster in sich selbst hinein zu horchen statt sich immer nur von den hektischen Reizen der Außenwelt antreiben zu lassen. Oder einfach sprachlos und überwältigt zu sein von etwas, das größer ist als man selbst – genau das scheint mir viel vom Geheimnis des herannahenden Weihnachtsfestes anzudeuten.

Durchatmen statt atemlos sein

Aber wie oft ertappe ich mich selbst dabei, ausgerechnet in der Adventszeit eher „atemlos“ zu sein, als zu „Atem zu kommen“. Vorbereitungen zum Fest wollen getroffen werden, Geschenke müssen besorgt werden, vielleicht steht noch die ein oder andere Verabredung an, um sich mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt zu treffen. Oft „hecheln“ wir auf Weihnachten zu und wundern uns „alle Jahre wieder“, wie schnell die Adventszeit schon wieder vorbei ist. Da wünsche auch ich mir manchmal einen Moment zum „Durchatmen“ und „Verschnaufen“.

Angebote im Advent

Die Adventszeit hält dazu eigentlich viele Angebote bereit: Erst in der letzten Woche füllten beispielsweise wieder zahlreiche Menschen den Paderborner Dom bis in die Seitenschiffe hinein, als der deutsch-britische Christmas Carol Service gefeiert wurde – eine beliebte „Institution“ in unserer Bischofskirche seit fast 40 Jahren, die zur Freude vieler Menschen trotz des Abzugs der britischen Streitkräfte aus Paderborn auch in diesem Jahr wieder möglich gemacht wurde. An diesem Freitag wird wieder ein Bläserensemble auf dem Domturm für festliche Klänge „aus der Höhe“ sorgen und unten auf dem Domplatz werden zahlreiche Menschen gemeinsam Weihnachtslieder singen.

In vielen Orten unseres Erzbistums werden in der Adventszeit Rorate-Messen – frühmorgens oder auch am Abend – bei Kerzenschein gefeiert. Einige Kirchengemeinden gehen bewusst mit der Krippe den Weg auf Weihnachten hin und drücken so auf schöne Weise aus, dass wir bald die Menschwerdung unseres Gottes feiern werden. Auch im Hohen Dom steht ein Teil der Krippe schon und einige der markanten Figuren unserer Dom-Krippe scheinen das große Fest schon mit Freude zu erwarten.

Eine Flamme für den Frieden

Wenn wir in dieser vorweihnachtlichen Zeit um Frieden bitten, gehört auch eine ganz besondere Flamme in die Adventszeit: das Friedenslicht aus Bethlehem. Entzündet in der Geburtsgrotte in Bethlehem hat es inzwischen durch das Engagement der Pfadfinderinnen und Pfadfinder auch in unserem Erzbistum jede Gemeinde erreicht. Das Licht vom Geburtsort Jesu verbreitet die weihnachtliche Botschaft bis nach Hause zu den Menschen. Bei uns im Dom stehen zwei Kerzen, die mit dem Friedenslicht entzündet worden sind. Falls Sie vor Weihnachten oder natürlich auch danach noch in den Hohen Dom kommen, sind Sie herzlich eingeladen, das Licht des Friedens von Weihnachten mit zu sich nach Hause zu holen.

Friede statt Zwietracht

Am ersten Advent wurden sowohl der Synodale Weg der katholischen Kirche in Deutschland als auch der Weg unseres Erzbistums zum nächsten Diözesanen Forum im November 2020 begonnen. Wie in anderen deutschen Bischofskirchen wurde im Paderborner Dom am Beginn der Adventszeit zur Begleitung des Weges eine Synodalkerze entzündet. Auch in der Wallfahrtsbasilika in Werl brennt neben dem Gnadenbild der „Trösterin der Betrübten“ eine Synodalkerze. Die Kerze trägt die Aufschrift „‚Was er euch sagt, das tut!‘ (Joh 2,5) – Maria, Trösterin der Betrübten, bitte für unser Erzbistum Paderborn, dass der Synodale Weg uns zueinander führt und nicht trennt.“

Diese Bitte um einen friedvollen Umgang untereinander statt trennender Zwietracht möchte ich Ihnen kurz vor dem Weihnachtsfest allen ans Herz legen, auf den Synodalen Weg bezogen ebenso wie auf unser ganz alltägliches Miteinander. Ihnen allen, ihren Familien und Angehörigen wünsche ich zu Weihnachten und für das neue Jahr 2020 Gottes Segen – und immer wieder auch „Stunden des Friedens und des Atemholens“.

Ihr Dompropst Monsignore Joachim Göbel

Zum Autor

Joachim Göbel leitet seit November 2008 die Hauptabteilung Schule und Erziehung im Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn. Im Dezember desselben Jahres wurde er Domkapitular und damit Mitglied des Paderborner Metropolitankapitels. Kurz darauf folgte im Januar 2009 die Ernennung zum Päpstlichen Ehrenkaplan (Monsignore) durch Papst Benedikt XVI. Seit 2014 steht Monsignore Joachim Göbel als Dompropst an der Spitze des Metropolitankapitels am Hohen Dom zu Paderborn.

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