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Wo Kommunikation gelingt, wird neue Energie freigesetzt

Online-Seminar „Damit die Räte nicht ratlos werden“ diskutiert Erfahrungen in der Pastoral vor Ort

Thementalk „Damit die Räte nicht ratlos werden“ schaut auf Erfahrungen in der Pastoral vor Ort – nicht nur in der Coronazeit

Der Corona-bedingte Lockdown im Frühjahr war auch für die ehrenamtlichen Räte im Erzbistum Paderborn eine besondere Zeit. Im zweiten Teil der Online-Seminarreihe „Kultur im Wandel“ tauschten sich vier Frauen und Männer über ihre Erfahrungen aus. Dabei ging die Diskussion auch über Erfahrungen in der Corona-Pandemie hinaus. „Damit die Räte nicht ratlos werden“ lautete der Titel der Veranstaltung. Rund 25 Haupt- und Ehrenamtliche nahmen via Internet teil und verfolgten die Beiträge des virtuellen Podiums. Per Chat hatten sie die Möglichkeit, Fragen zu stellen und zu kommentieren.

Was die Pandemie deutlich machte – Erfahrungen eines Pfarrgemeinderatsmitglieds

Claudia Siepmann, Pfarrgemeinderatsmitglied in Welver und im Vorstand des Dekanatspastoralrats Hellweg, berichtete von einer Telefonumfrage, die der Dekanatspastoralrat im Frühjahr und Sommer unternommen habe. Ein ganzes Spektrum an Rückmeldungen hatte sie im Gepäck: von Hauptamtlichen, die „abgetaucht“ waren, von ganzen Pfarrgemeinderäten, die ebenfalls in Schockstarre verfielen bis hin zu kreativen, neuen Aufbrüchen. Die Nutzung des Internets habe plötzlich generationenübergreifend funktioniert: „Unsere Live-Streams haben dazu geführt, dass Enkel mit ihren Großeltern zusammen die Messe angeschaut haben“. Die „aufsuchende Seelsorge“ sei in der Corona-Zeit ein großer Bedarf gewesen. Besonders negativ habe es sich ausgewirkt, wenn sie nicht stattfand. Besonders hilfreich sei sie gewesen, wo kreative neue Kontaktwege gefunden wurden.

Parallel tat sich im Chat eine Diskussion auf, die an die Grundsätze zukünftiger Pastoral rührte: Wie viel Verantwortung wollen Ehrenamtliche eigentlich tragen? Manche berichtete davon, dass sie sich gerne mehr an Entscheidungsprozessen beteiligen würden, aber von Hauptamtlichen aktiv ausgebremst würden. Gleichzeitig meinten Chat-Teilnehmende auch, dass Ehrenamtliche nicht „noch mehr“ Funktionen der Seelsorge auf ihre Schultern nehmen könnten.

„Tatsächliche und effektive Partizipation“ lautete das Thema hinter dieser Diskussion – ein Stichwort aus dem Zukunftsbild, das ein Modellprojekt mit dem Titel „Ehrenamtliche Mitverantwortung“ seit 2017 erforscht und erprobt.

Pastoraler Raum Arnsberg: Erste Erfahrungen mit Gemeindeteams

Pater Werner Vullhorst OSB, seit 2 Jahren als Pastor im Pastoralen Raum Arnsberg tätig, war als Vertreter des Modellprojektes bei der Diskussion dabei. Im Pastoralen Raum Arnsberg, bestehend aus 11 Pfarreien, habe man „rund um die Kirchtürme“ sogenannte Gemeindeteams gebildet. Nicht durch Wahl, sondern durch Vorschläge aus der Gemeinde und der ausdrücklichen Bekundung der Vorgeschlagenen: „Ich will mich hier engagieren“. Diese Teams verantworteten die Seelsorge vor Ort in allen Belangen. Wenn es um Sakramentenspendung gehe, geschehe dies in enger Abstimmung mit dem Pastoralteam. „Die Gemeindeteams haben keine Aufgaben“, betonte Pater Werner. „Sie suchen sich ihre Themenfelder selbst“. Dies könne zum Beispiel bedeuten, dass es in der einen oder anderen Pfarrei vielleicht kein Pfarrfest mehr gebe. Die Gemeindeteams wurden Ende 2019 installiert. „Und dann kam Corona“, also mitten in die Findungsphase.

„Krise haben wir nicht gelernt. So eine Situation, dass es plötzlich keine Gottesdienste mehr gibt, kam in meiner Ausbildung nicht vor“, brachte Pater Werner die große Not der pastoralen Mitarbeitenden ins Wort. Nicht als Entschuldigung, aber als Beschreibung: „Wir waren an den Strand geworfen“. Insofern konnten auch die Gemeindeteams nicht in gewohnter Form tagen und weiter entwickelt werden. Aber: Als es um die Wiederaufnahme von Gottesdiensten ging, habe sich die Stärke der Gemeindeteams schnell gezeigt. „Wir vom Pastoralteam aus hätten uns unter den Hygienebedingungen höchstens ein oder zwei Kirchen vorstellen können, wo wir Gottesdienste gefeiert hätten“, so Pater Werner. Aber die Gemeindeteams hätten eigenständig und selbstbewusst mitgewirkt an der Entscheidung, dass in weit mehr Kirchen coronakonforme Gottesdienste stattfinden konnten.

Wo Kreativität und Vielfalt sichtbar wird

Manuela Koritensky, Dekanatsreferentin im Dekanat Büren-Delbrück, begleitet den Gesamtpfarrgemeinderat im Pastoralen Raum Delbrück-Hövelhof. Außerdem konnte sie auf Erfahrungen mit wöchentlichen Videokonferenzen mit den Leitern der Pastoralen Räume in ihrem Dekanat zurückgreifen. Die Corona-Krise habe gezeigt: Wo das Selbstverständnis der Gremien darin bestehe, vor Ort den Status Quo aufrecht zu erhalten, verfielen sie in Lethargie, sobald Kontaktbeschränkungen ihren üblichen Tätigkeiten Grenzen setzten. „Die lokale Ebene braucht verantwortliches Führen und Entscheidungsfreiheit“, so Manuela Koritensky. Das gelte nicht nur in Corona-Zeiten. Kreativität und Vielfalt würden eher da sichtbar, wo Menschen sich vor Ort in freien Zusammenschlüssen zu bestimmten Themen engagieren. Das stelle eine Anfrage, auch mit Blick auf die anstehenden PGR-Wahlen nächstes Jahr: „Wer hilft Gremien eigentlich loszulassen?“

Nicht nur in Pandemie-Zeiten sei gelingende Kommunikation zwischen hauptberuflich und ehrenamtlich Verantwortlichen ein Kernthema. Matthias Kolk, verantwortlich für die Rätearbeit im Erzbischöflichen Generalvikariat und Leiter des Modellprojekts, bezeichnete es als Aufgabe der Diözese und der Dekanate, „Autobahnen“ für Kommunikation zu bauen, etwa über die Plattform „wir.desk“ des Erzbistums. „Wo das gelingt, wird neue Energie freigesetzt“, ist seine Erfahrung. Die ersten Schritte der Gemeindeteams vor Ort, die im Modellprojekt auch in unterschiedlicher Weise unterwegs sind, machten Mut, in diese Richtung weiterzugehen.

Die Moderation des Webinars hatte Dr. Annegret Meyer übernommen, Leiterin der Abteilung „Glauben im Dialog“, die das Online-Seminar in Kooperation und Trägerschaft des Bildungs- und Tagungshauses Liborianum anbot.

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