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18. Februar 2021

„Unsere Kirche wird gebraucht!“

Erzbischof Hans-Josef Becker dankt Mitarbeitenden der Kirche für Dienst am Nächsten in der Corona-Zeit

Dank an die Mitarbeitenden der Kirche für den Dienst am Nächsten in der Corona-Zeit

Erzbischof Hans-Josef Becker betont in einem Brief an die Mitarbeitenden in der Seelsorge und den caritativen Einrichtungen die “Existenzrelevant der Kirche”: Kirche wird gebraucht! Er widerspricht entschieden den pauschalen Unterstellungen, die Kirche habe sich in der Corona-Pandemie zurückgezogen und sei nicht sichtbar. Er dankt den ehren- und hauptamtlich Tätigen für deren Engagement und Einsatz.

Der Brief im Worlaut:

„Liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, liebe Mitbrüder!

Die letzten Monate der Coronapandemie waren für uns alle und besonders auch für Sie in Ihren Aufgaben anstrengend und herausfordernd. Fast jeder Tag brachte und bringt eine neue Einschätzung der Gefahrenlage. Seit 1945 hat es in der westlichen Welt nicht mehr so große Eingriffe in die Freiheitsrechte der Menschen gegeben, wenn auch aus gutem Grund. Es wird sehr lange dauern, bis sich in unseren Gemeinden und Einrichtungen ein Zustand einpendelt, der mit dem Leben vor der Krise auch nur annähernd vergleichbar wäre. Vieles spricht sogar dafür, dass sich der Alltag langfristig nicht „normalisieren“ wird. Mehr noch: Die Pandemie beschleunigt Veränderungsprozesse, die das Familienleben, die Arbeitswelt und unser öffentliches und kirchliches Leben nachhaltig und dauerhaft prägen werden.

Zu den Erfahrungen des letzten Jahres gehört es, dass Kritik an den Kirchen geäußert wurde: Die Kirchen seien in dieser Zeit nicht hinreichend sichtbar gewesen und im Grunde gar nicht „systemrelevant“ aufgefallen. „Ich war noch nie so enttäuscht von der Kirche“, sagte im Sommer ein bekannter Journalist im Kölner domradio und bezeichnete das Agieren der Gemeinden und auf Bistumsebene als „kleinlaut, kleinmütig, zurückhaltend, zu wenig, phantasielos“. Angesichts des tausendfachen Sterbens seien die Kirchen überflüssig geworden, befand jüngst ein evangelischer Theologe in einer großen Tageszeitung. Gerade von akademischer Seite kamen lautstarke Vorhaltungen ähnlicher Art, ohne allerdings auch nur im Ansatz konstruktive Vorschläge zu unterbreiten.

„Im Alltäglichen und Privaten konnten, können und werden wir verlässlich und treu sein“

Schon in meinem Brief zum Weihnachtsfest habe ich darauf hingewiesen, dass pauschale Unterstellungen bösartig und ungerecht sind. Deshalb möchte ich in dieser vorösterlichen Zeit, in der die Lage ja weiterhin schwierig und herausfordernd ist, noch einmal ausdrücklich das Wort an Sie richten und Ihnen für Ihr Engagement in diesen Monaten danken. Bitte nehmen Sie meinen Dank, den ich in dieser Form bewusst auch öffentlich zum Ausdruck bringen will, als Zeichen meiner Wertschätzung und Unterstützung.

Bereits im Frühjahr 2020, als keine öffentlichen Gottesdienste stattfinden konnten, haben Sie ganz selbstverständlich Ihren Auftrag in den Gemeinden, Einrichtungen, Diensten und Verbänden wahrgenommen. Vieles davon fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit und im Privaten und Verborgenen statt. Von einem Rückzug der Kirche kann deshalb keine Rede sein. Einer solchen Verunglimpfung widerspreche ich entschieden. Der weitaus größte Teil unserer Seelsorgerinnen und Seelsorger und der ehrenamtlich und hauptberuflich Mitarbeitenden in Pastoral, Betreuung und Pflege hat sich im Dienst an der Gesellschaft als unverzichtbar und „existenzrelevant“ erwiesen. Sie alle haben gezeigt: Unsere Kirche wird gebraucht!

In der medialen Wahrnehmung finden die vielen Telefonate, Briefe, tröstenden Worte und digitalen Begegnungen oft wenig Aufmerksamkeit. Aber gerade in ihnen zeigt sich, dass wir unseren Auftrag ernst nehmen: die Menschen zu begleiten – oft auch in niederschwelligen und scheinbar wenig spektakulären Angeboten. Im Alltäglichen und Privaten konnten, können und werden wir verlässlich und treu sein: in wertschätzenden, helfenden Gesprächen, in jeder noch so kleinen persönlichen Zuwendung, im Zuhören, im guten Wort und im gemeinsamen Beten und Schweigen. Dieser intime Raum ist nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, und er war es auch nie. In ihm zeigt sich eine pastorale Kernkompetenz, die wir besitzen und die wir auch in der Pandemiezeit gut genutzt haben. Ich weiß es aus vielen Gesprächen und Rückmeldungen.

„Lassen wir uns nicht beirren“

In diesem Sinn möchte ich Sie ermutigen, liebe Schwestern und Brüder: Vermitteln wir den Menschen, dass Gott zu uns steht auch im Leid, er geht mit uns, auch wenn der Weg durch Dunkelheit und Leere führt. Am Ende steht nicht das Nichts. „Existenzrelevant“ sind in erster Linie nicht theologisch-abstrakte Diskurse darüber, warum Gott Situationen wie diese zulässt. „Existenzrelevant“ geschieht es tagtäglich, dass wir für die Anderen da sind, um ihnen Mut zu machen: den alten Menschen, den Kranken, den Familien und den Kindern vor allem. Wir tun es, weil wir eine Hoffnung haben. Und diese Begleitung geschieht meist selbstverständlich und lautlos. Dafür möchte ich Ihnen Respekt und Anerkennung zollen und von Herzen danken. Lassen wir uns nicht beirren!

Liebe Schwestern und Brüder, zum Schluss bitte ich Sie, auch die Sorge um Ihr eigenes Wohl an Leib und Seele nicht zu vergessen. Bewahren oder schaffen Sie sich Zeiten und Orte des persönlichen oder des Stundengebetes, der Stille, der Muße und der Reflexion. Nutzen Sie vielleicht auch das Angebot für geistliche Begleitung und für Exerzitien. Nur so können wir in unserem Tun lebendig bleiben auf unsere innere Mitte hin, die JESUS CHRISTUS ist.

Nochmals danke ich für Ihren Einsatz im Dienst an den Nächsten und wünsche Ihnen das Vertrauen des Psalmisten: „Der HERR ist meine Stärke und mein Schild, auf ihn vertraute mein Herz“ (Psalm 28,7). Ihnen und allen Menschen, die Ihnen nahe und anvertraut sind, in dieser Zeit viel Kraft, Zuversicht und Freude!”

Ihr Erzbischof

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