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„Synodal bedeutet, noch mehr aufeinander zu hören“

Msgr. Dr. Michael Bredeck über seine Eindrücke bei der Dortmunder Regionalkonferenz des Syondalen Weges

Msgr. Dr. Michael Bredeck über seine Eindrücke bei der Dortmunder Regionalkonferenz des Syondalen Weges

Am 4. September 2020 fanden an fünf verschiedenen Orten Regionalkonferenzen des Synodalen Weges statt – die Corona-Pandemie machte eine Vollversammlung mit 230 Personen unmöglich. In Dortmund mit dabei war Monsignore Dr. Michael Bredeck, der auch diözesaner Ansprechpartner für den Synodalen Weg ist. Im Interview schildert er seine Eindrücke.

Redaktion

Coronabedingt kamen die Synodalen zu mehreren kleineren Regionalkonferenzen zusammen. Wie hat sich das ausgewirkt, z.B. auf die Gesprächskultur?

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Ich war ja bei der großen Syondalversammlung im Januar nicht dabei, aber ich glaube, dass die kleinere Gruppe eine bessere Gelegenheit bot, dass alle zu Wort kommen konnten. Es wurde von der Moderation darauf hingewiesen, dass man Statements, die zeitbedingt nicht mehr möglich waren, nachträglich schriftlich einreichen konnte. Aber ich habe nicht wahrgenommen, dass das jemand getan hat. Da alle fünf Regionenkonferenzen im Ablauf identisch waren, auch von den Präsentationen her, ist ein gewisser Gleichklang erreicht worden. Ich glaube, die Idee war gut, das jetzt so zu machen. Es stand ja schon im Raum, dass der Synodale Weg ins Stocken gerät oder nicht weitergeht.

Redaktion

Hat die Corona-Pandemie den Synodalen Weg denn ausgebremst?

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Ausgebremst nicht, aber überlagert. Das fing schon damit an, dass die vier Themenforen anders arbeiten mussten wie geplant. In zwei Foren gab es noch vor der Pandemie Präsenzveranstaltungen. Auf dem Höhepunkt der Pandemie war dann keine Veranstaltung möglich, man hat sich höchstens digital getroffen. Insgesamt ist der Synodale Weg mindestens um ein halbes Jahr zeitlich in Verzug geraten. Das hatte aber auch eine gute Seite: Man konnte stärker reflektieren, was dieser Einschnitt eigentlich bedeutet.

Redaktion

Deshalb waren die Folgen der Corona-Pandemie für die Kirche ja auch Teil der Tagesordnung der Regionenkonferenzen…

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Genau. Das war eine sehr offene Aussprache, bei der die Meinungen weit auseinander lagen. Es gab Stimmen, die sagten: Die Kirche ist nicht sichtbar geworden. Und es gab andere Stimmen, die sagten: Die Kirche ist sehr wohl sichtbar geworden, durch sehr viel Engagement. Einigkeit bestand darin, dass die Überlagerung durch Corona wie ein „Beschleuniger“ für die Themen des Synodalen Wegs wirkte. Und alle, die sich zu Wort meldeten, äußerten die Meinung, dass der Synodale Weg jetzt wichtiger wird als zuvor. Weil sich die Fliehkräfte in der Kirche offensichtlich deutlich verstärkt haben.

“Synodal bedeutet, noch mehr aufeinander zu hören, damit zu rechnen, dass der andere eine Position vertritt, die die eigene Position verändern könnte. Und ich sehe bei Einzelnen, nicht bei allen, doch eine sehr starke Festlegung, das eigene Anliegen um jeden Preis durchzubringen. Aber noch steht der Synodale Weg ja sehr am Anfang. Deshalb: Wenn der Synodale Weg wirklich eine Erfahrung von Synodalität bringen würde, die dann auch für die Weltkirche wichtig und bedeutsam wird, wäre das aus meiner Sicht ein großer Erfolg.”

Redaktion

Abstimmungen und Entscheidungen waren bei den Regionalkonferenzen nicht geplant. Wurden trotzdem schon Tendenzen sichtbar?

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Eine Tendenz brachte Bischof Overbeck aus Essen ins Wort: dass beim Forum „Leben in gelingenden Beziehungen – Liebe leben in Sexualität und Partnerschaft“ sehr wahrscheinlich kein Ergebnis erzielt werden kann, das von allen mitgetragen wird. Und dass es bei diesem Thema auf ein Mehrheits- und ein Minderheitsvotum hinauslaufen wird. Die Textvorlage des Forums, die bei der Regionalkonferenz besprochen wurde, machte dies ersichtlich, weil es darin Voten und teilweise Alternativvoten gab. Die Kritik an diesem Text war relativ groß. Die Voten wurden als zu wenig klar und deutlich eingeschätzt, die Alternativvoten wurden als Ausdruck dessen gedeutet, dass selbst Kompromisstexte nicht alle mittragen können.

Redaktion

Besprochen wurde auch ein Textentwurf des Forums „Frauen in Diensten und Ämtern“…

Msgr. Dr. Michael Bredeck

In diesem Forum haben sich drei Arbeitsgruppen gegründet, von der ersten Arbeitsgruppe wurde ein Papier vorgelegt. Da ging es um Möglichkeiten der Beteiligung von Frauen in Führung im Rahmen des geltenden Kirchenrechts. Da ging es wenig kontrovers zu, weil die derzeit schon vorhandenen Möglichkeiten im Mittelpunkt standen. Es wurde dann eher gefragt: Wenn das jetzt schon möglich ist, warum ist das noch so wenig umgesetzt?

Redaktion

War die jüngste Instruktion der Kleruskongregation ein Thema?

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Sie war Thema in den Statements zu Corona, in denen sie als zusätzliche Belastung genannt wurde. Das Präsidium des Synodalen Weges hatte sich aber vorher darauf verständigt, die Instruktion selbst jetzt nicht zum Thema zu machen. Das wurde kritisiert, aber letztlich akzeptiert. Ich vermute, das hätte den Rahmen gesprengt. Spätestens, wenn es um das Forum „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche“ geht, wird die Instruktion aber zum Thema, vermute ich.

Redaktion

Wie haben Sie die Atmosphäre unter den Synodalen erlebt? Wie wurde bei unterschiedlichen Meinungen miteinander umgegangen?

Msgr. Dr. Bredeck

Ich fand die Meinungen nicht sehr unterschiedlich. Zumindest in Dortmund war mein Eindruck, dass die Synodalen, die gesprochen haben, in der Aussagerichtung ihrer Statements weitgehend übereingestimmt haben. Die Gesprächsatmosphäre war sehr gut. Alle, die wollten, konnten sprechen. Und man hörte allen zu. Es gab auch keine Unterbrechungen oder Hindernisse, sich äußern zu können. Es wurde auch aufeinander Bezug genommen. Was ich aber nicht einschätzen kann: wie diejenigen aus dem Plenum das Ganze empfunden haben, die sich nicht äußerten. Ich hatte schon den Eindruck, dass es auch Leute gab, die nicht zufrieden waren. Aber die haben keine Statements eingebracht. Ich gehe auch davon aus, dass die Leute, die die Lehre der Kirche nicht verändern wollen, sich nicht zu Wort gemeldet haben oder das Gefühl haben, nicht genügend repräsentiert zu sein.

Redaktion

Was heißt das für den Synodalen Weg?

Msgr. Dr. Michael Bredeck

In der Anlage des Synodalen Weges ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) Partner der Bischofskonferenz. Das ZdK repräsentiert weitgehend jene Menschen, die der Meinung sind, die Lehre der Kirche muss sich weiter entwickeln. Und nach meinem Eindruck ist es jetzt schon sichtbar, dass das auch die Tendenz der Texte sein wird, die jetzt nach und nach entstehen. Das ist wohl auch die Tendenz, die seitens einer großen Mehrheit der Synodalen gewünscht wird. Ich glaube, dass die Frage größer werden wird: Wo sind die Stimmen, die die Lehre der Kirche nicht verändern wollen? Die gibt es ja – wie auch die Stimmen, die sagen, dass die Themen des Synodalen Weges keineswegs ausreichen für eine Kirche, die Lehren ziehen will aus der MHG-Studie.

Redaktion

Wie beurteilen Sie die Erfolgsaussichten des Synodalen Weges unter diesen Voraussetzungen?

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Ich rechne schon damit, dass es am Ende Beschlüsse der Synodalversammlung geben wird. Ich rechne auch damit, dass diese mit großer Mehrheit angenommen werden. Wie weit solche Texte dann aber eine Wirkkraft entfalten, in das Volk Gottes hinein, das ist noch einmal eine ganz andere Frage. Wie vor allem die Priester mitgenommen werden können, die den Synodalen Weg in nicht geringen Teilen kritisch sehen. Und es ist auch noch offen, wie eine vermutlich ja notwendige Abstimmung mit Rom aussehen wird und wie dann die Bischöfe das Ganze in ihren Diözesen als Gesetzgeber umsetzen. Das wird sich nach und nach, auf dem Weg, klären. Aus meiner Sicht wäre der größte Erfolg, wenn es gelingen würde, dass der Synodale Weg wirklich bis zu konkreten Beschlüssen gegangen wird und dass so viele wie möglich dabei bleiben. Und ein zweiter Erfolg wäre, und das sehe ich im Augenblick noch kritisch: dass es wirklich ein synodaler Weg wird.

Redaktion

Ist es das denn nicht?

Msgr. Dr. Michael Bredeck

Was jetzt beobachtet werden kann, ist eher ein parlamentarischer Weg – und auch Papst Franziskus grenzt ja einen parlamentarischen Weg klar von einem synodalen Weg ab. Mit „parlamentarisch“ meine ich einmal, dass es eine Geschäftsordnungsgrundlage gibt – wobei das bei einem Konzil auch so ist. Aber es geht auch darüber hinaus so zu wie in einem Parlament: Man bildet Allianzen, man macht Kompromisse, man versucht, Leute „einzufangen“ und Andere für bestimmte Aussagen zu gewinnen. Das ist auch alles richtig, aber synodal ist doch noch einmal etwas anderes. Synodal bedeutet, noch mehr aufeinander zu hören, damit zu rechnen, dass der andere eine Position vertritt, die die eigene Position verändern könnte. Und ich sehe bei Einzelnen, nicht bei allen, doch eine sehr starke Festlegung, das eigene Anliegen um jeden Preis durchzubringen. Aber noch steht der Synodale Weg ja sehr am Anfang. Deshalb: Wenn der Synodale Weg wirklich eine Erfahrung von Synodalität bringen würde, die dann auch für die Weltkirche wichtig und bedeutsam wird, wäre das aus meiner Sicht ein großer Erfolg.

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