Begünstigt würden Ablehnungshaltungen von einer Reihe von persönlichen Faktoren, erklärte Prof. Möller. Dazu gehörten enttäuschte Erwartungen bei der Lebensgestaltung, ein Mangel an Kontrolle über das eigene Leben, mangelnde Zugehörigkeit und Teilhabechancen, Schwierigkeiten bei der Integration sowie fehlende Sinnerfahrung. Dazu komme, dass das Selbstbewusstsein und die Sozialkompetenz oft nicht so weit entwickelt seien, dass Jugendliche in ausreichendem Maße Resistenzen gegen pauschalierende Ablehnungskonstruktionen aufbauen könnten. Wenn Jugendliche dann einfache Lösungen und Erklärungen präsentiert bekämen, seien sie für extreme Positionen anfällig.
Entgegenwirken könne die Sozialarbeit, indem sie Jugendlichen helfe, Kontrolle über das eigene Leben zu erlangen. „Anderen Respekt zu bezeugen, fällt Menschen leichter, denen selbst Interesse, Anerkennung und Respekt entgegengebracht wird“, sagte Möller. Wenn Jugendliche respektvoll angesprochen und integriert würden, und ihnen zudem Selbstbewusstsein und Sinn vermittelt werde, beuge dies pauschalen Ablehnungshaltungen und antidemokratischen Tendenzen vor.
Ziel pädagogischer Arbeit müsse es deshalb sein, die Sinnhaftigkeit bestimmter Werte wie soziale Gleichheit, Gleichwertigkeit, Fairness und Gerechtigkeit zu vermitteln, mit Jugendlichen die Gründe für abwertende Haltungen zu erarbeiten und ihnen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie ihren Alltag so gestalten können, dass er als sinnvoll erfahren werde, so Prof. Dr. Kurt Möller.
In einer abschließenden Gesprächsrunde betonte Diözesan-Caritasdirektor Josef Lüttig, dass im pädagogischen Umgang mit Jugendlichen mehr Geduld notwendig sei. Caritas müsse in ihren Einrichtungen und Diensten Menschen so nehmen, wie sie sind. Andererseits müsse Caritas aber auch entschieden Position beziehen und Flagge zeigen. Gleichzeitig müsse sie sich ihres Profils als katholische Einrichtung sicher sein, um Klienten bei der Sinnsuche helfen zu können.