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Gottesdienste in Zeiten von Corona

Statements und Einladung zum Dialog

Statements und Einladung zum Dialog

Seit dem 1. Mai sind in Nordrhein-Westfalen öffentliche Gottesdienste in Kirchen wieder erlaubt – freilich mit strengen Auflagen. Diese werfen zahlreiche Fragen auf: Was ist jetzt eigentlich wichtig für die Menschen in unseren Gemeinden? Wie kann man würdig Gottesdienst feiern, wenn man Abstands- und Hygieneregeln beachten muss? Wie kann man Menschen beteiligen? Die Liste der Fragen lässt sich lange fortschreiben…

Neben der Einschätzung von Monsignore Dr. Michael Bredeck, Leiter des Bereichs Entwicklung, haben sich auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Abteilung „Glauben im Dialog“ (Bereich Pastorale Dienste) dazu Gedanken gemacht und zu Themen, die ihnen mit Blick auf das Thema wichtig sind, Statements verfasst. Nicht als direkte Handlungsempfehlungen oder Problemlösungen, sondern als jeweils für sich stehende Anregungen und Impulse zum Nachdenken, die Sie gerne verwenden können. Und als Eröffnung eines Dialogs.

Weitere Sichtweisen und Webinar

Denn wir würden gerne auch von Ihnen erfahren: Was ist Ihnen mit Blick auf das Thema „Gottesdienste in Zeiten von Corona“ wichtig? Welche Gedanken gehen Ihnen durch den Kopf? Haben Sie vielleicht eine direkte Reaktion auf eins der Statements und/oder wollen mit den Schreibenden in Kontakt treten? Dann schreiben Sie uns.

Um das Thema möglichst kontrovers und breit zu diskutieren, lud  der Bereich Glauben im Dialog sowie die Katholische Erwachsenen- und Familienbildung (KEFB) im Erzbistum Paderborn am Montag, 18 Mai, ab 19 Uhr zu einer Online-Diskussion ein. Die Fragestellung: Gottesdienste auf Abstand – (wie) geht das?

Hier können Sie sich ein Audio der Diskussion anhören.

Statements Martin Reinert, Fachbereich Geistliche Begleitung

Wie heute Eucharistie feiern?

Menschen sehnen sich nach der Eucharistie; sie möchten den Leib des Herrn empfangen und ihm in der Gemeinschaft der Glaubenden nah sein – darüber können wir uns nur freuen! Was hier zum Ausdruck kommt ist allemal wichtiger als die Frage des Wie. Achten wir doch darauf, dass die Überlegungen und Versuche um den konkreten Vollzug der Kommunionausteilung nicht das eigentliche Anliegen in den Schatten stellen. Die optimale Lösung wird es ohnehin nicht geben.

Denkbar wäre es doch sicher auch, bestimmte Zielgruppen (Seniorenkreise, Gemeindegremien, Mitarbeitende wie Lektoren, Kommunionhelfer oder Ministranten und andere) zur Messfeier einzuladen. Die Teilnehmerzahlen würden so per se überschaubar bleiben. Sind nicht Eucharistiefeiern in kleineren Gruppen und auch an Werktagen jetzt geradezu ein Gebot der Stunde – auch als Zeichen der Wertschätzung und der Dankbarkeit seitens des Pastoralteams?

Sicher kann man auch davon absehen, den unterbrochenen Faden im Messbuch und im Lektionar wieder aufzunehmen, sondern in Ruhe zu schauen, welches Messformular jetzt vielleicht passen könnte und welcher Schrifttext hilfreich sein könnte, die gegenwärtige Situation für diese oder jene spezielle Personengruppe zu deuten und Licht ins Dunkel zu bringen.

Mancherorts schlägt jetzt auch wieder neu die Stunde der eucharistischen Anbetung. Sie könnte in den zentralen Kirchen an Sonn- oder Werktagen ermöglicht werden. Im Paderborner Dom machen wir derzeit die Erfahrung, wie gern und andachtsvoll diese Anbetungsstunde täglich von zahlreichen Betern wahrgenommen wird.

Und schließlich könnten wir die Möglichkeiten der Haus- und Krankenkommunion neu bewerten – auch durch Kommunionhelfer und entsprechend angeleitete Familienangehhörige von Gemeindemitgliedern, die nicht am Gottesdienst teilnehmen möchten oder können. So könnte das Gebet in den Häusern und Familien neue Impulse bekommen.

Mut zur Besonnenheit

Die ruhigen Tage sind vorbei – allenthalben spürt man erhöhte Herzfrequenz und emsige Geschäftigkeit. Behördliche Bestimmungen wurden studiert, Kirchen sind neu vermessen, liturgische Bestimmungen weiter ausgelegt, erste Erfahrungen mit ‚Corona-Gottesdiensten‘ sind gemacht.

Wo stehen wir jetzt gerade? Wovon wollen wir uns leiteten lassen im weiteren Vorgehen? Schnellstmöglich zurück zum Vertrauten und Gewohnten oder ein vorsichtiges Sich-Einlassen auf die ungeordnete Situation? Wie könnte das aussehen und was genau brauchen wir jetzt? So fragen derzeit viele – und diese Fragen sind anspruchsvoll!

Machen wir uns nichts vor – es wird noch lange dauern, bis wir wieder ganze katholische Gemeinden – lebendig, bunt und vielgestaltig – zu stimmungsvollen Gottesdiensten in unsere schönen und bergenden Kirchenräume einladen können. Es gilt weiterhin mit einem Mangel zu leben, an dem wir nichts ändern können, den wir aber annehmen, gestalten und womöglich sogar als Chance begreifen können.

Was wir jetzt benötigen, ist wohl zuerst einmal Besonnenheit. Die Erlaubnis zur Feier von Gottesdiensten (Eucharistiefeier, Wort-Gottes-Feier, Andachten, Stundengebet, etc.) ist erteilt. Verpflichtungen wurden aber nicht ausgesprochen. Die Pandemiesituation ist ohnehin noch derart fragil, dass sich die geltenden Bestimmungen auch sehr rasch wieder ändern können. Was hilft jetzt wirklich weiter? Was könnten die nächsten Schritte sein? Nicht reagieren auf das vielstimmige Konzert von außen, sondern eigenverantwortlich und vertrauensvoll handeln, das ist jetzt gefragt. Schließlich liegt viel Zeit vor uns – sehr viel Zeit!

‚Hören was der Geist den Gemeinden sagt‘ (Offb. 3,6 ff)

So viele Nachrichten, so viele Bilder, so viele Argumente und Stimmen – Wie finden wir uns da hindurch? Was immer schon wichtig ist, wird jetzt auch dringlich: wir müssen Gott unser Ohr neigen, aus den vielen Stimmen seine Stimme heraushören. Aber wie?
Aus der Werkstatt der geistlichen Begleitung könnten einige Werkzeuge entliehen werden:

Klage braucht Raum. Wir dürfen das Schmerzliche nicht übergehen und das heißt: Zuhören! Der Klage der Gemeindemitglieder Stimme verleihen und auch der eigenen Not Gehör schenken; annehmen, aushalten.

Achtsam zuhören. Zwischentöne wahrnehmen, hören was da noch alles anklingt, die eigentliche Not verbirgt sich oft. Keine vorschnellen Deutungen; schwierig wird es da, wo ich als Zuhörer schon zu wissen glaube, worum es geht.

Geistlicher Dialog. Ich brauche wenigstens einige verständige Menschen, die erreichbar sind. Orte, an denen ich mich aussprechen kann, wo mir offen und auch kritisch zugehört wird und wo es ein lauteres Ringen um Halt, Haltungen und Verhalten gibt. Orte an denen Gott uns zu Herzen spricht.

Lectio divina. Nach Schriftstellen Ausschau halten, die Licht auf das gegenwärtige Geschehen werfen könnten, allein und auch gemeinsam. Und dann lesen – bedenken – beten – nachklingen lassen.

Persönliches Beten. In die eigene Kammer gehen, die Tür zuschließen (Mt 6,6) und Gott das Herz ausschütten: klagen, fragen, danken, preisen, schweigen.

Zur Ruhe kommen. ‚Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er gemacht hatte, und er ruhte am siebten Tag‘ (Gen 2,2). D.h. die Dinge werden erst ganz und gut, wenn wir darüber ruhig werden können.

Der eigenen Intuition trauen. Was ich durchdacht, durchbetet und verstanden habe, das darf ich auch vertrauensvoll umsetzen. Niemand muss Angst haben, verurteilt zu werden; Fehler sind erlaubt.

Statement Prof. Dr. Paul Thissen, Fachbereich Kirchenmusik

Messen ohne Gesang?

Nicht zu singen als Gemeinde im Gottesdienst, das ist im deutschsprachigen Raum wenig verbreitet und als Normalform kaum vorstellbar. Dabei gibt es durchaus in der Geschichte die sogenannten „Stillen Messen“, die dazu geführt haben, dass es Orgelwerke extra für die Begleitung dieser Gottesdienste gibt.

Ein weites Feld bietet hier der Rückgriff auf das reiche Repertoire der „Orgelmesse“. Hier wären die einschlägigen Kompositionen z. B. von Frescobaldi, Couperin, Dupré, Langlais zu nennen. Es gibt auch zahlreiche Kompositionen vor allem französischer Provenienz, die im Sinne einer „Stille Messe“ auf einzelne Teile von Ordinarium (feststehende musikalische Elemente wie Kyrie, Gloria, Sanctus) oder Proprium (im Kirchenjahr wechselnden Gesänge wie Eingangslied oder Antwortpsalm) abzielen.

Hinsichtlich des Ordinariums ist es denkbar, dass die einzelnen Teile vom Lektor vorgetragen oder von der Gemeinde still oder auch laut gebetet werden. Dazu kann die entsprechende Liedmelodie instrumental gespielt oder paraphrasiert werden. Eine ähnliche Möglichkeit besteht für die Teile des Propriums.

Zum Einzug etwa könnte man die Liednummer anschlagen, die Gemeinde vollzieht den Text mit dem Thema des Sonntags innerlich mit und hört dazu das Einzugspräludium zum betreffenden Lied. Der Antwortpsalm und ggf. das Halleluja könnte mithilfe des Kantorendienstes, vorgetragen werden, gegebenenfalls auch von der Orgelbühne herunter. Zur Gabenbereitung gibt es für die Orgel Literatur für das Offertorium, im Sinne eines „Offertoire“ etwa aus einer Orgelmesse. Die Kommunion kann instrumental begleitet werden, zum Auszug bietet sich ein erhebendes großes Orgelnachspiel an.

Insgesamt ist eine gewisse Experimentierfreude mit instrumentalen Teilen und (dazu) gesprochenen Texten, abwechselnd oder miteinander, jetzt angebracht. Diese Experimente können in weiteren Gottesdienstformaten wie Andachten, Wortgottesdiensten und Impulsen (z.T. auch digital aufgezeichnet) wunderbar weiter verwendet und durchexerziert werden.

Für nähere Informationen stehen die Dekanatskirchenmusiker- und musikerinnen und Inhaber und Inhaberinnen der kirchenmusikalischen Leuchtturmstellen zur Verfügung.

Die Mindener Dommusik hat einen Leitfaden zur musikalischen Gestaltung von Hl. Messen ohne Gemeindegesang erstellt, den wir hier zum Download zur Verfügung stellen:

Leitfaden zur musikalischen Gestaltung von Hl. Messen ohne Gemeindegesang

Statements Gertrud Zimmer, Fachbereich Innovative Zugänge zu Spiritualität und Gottesdienst

Ermutigung zu Wort-Gottes-Feiern

Die Sehnsucht nach einer gemeinschaftlichen Feier ist groß und könnte ihren Ausdruck auch in Wort-Gottes-Feiern finden. Sie sind derzeit sehr viel leichter umsetzbar als Eucharistiefeiern und wären für eine überschaubare Zeit durchaus auch praktikable Alternativen für die Feier des Sonntags. Die Gemeinde versammelt sich, um die Gegenwart des Herrn in seinem Wort zu feiern. Im Geleitwort der Bischöfe zur Wort-Gottes-Feier am Sonntag heißt es: „So werden die Gläubigen einander und ihren Herrn nicht aus den Augen verlieren, und ihre Sehnsucht nach der heiligen Eucharistie wird lebendig bleiben.“ Dies macht deutlich, dass der Wort-Gottes-Feier ein eigener Zugang innewohnt, der weit über praktische Erwägungen hinausgeht.

Im gemeinsamen Hören auf das Wort, das tröstet und befreit, im gemeinsamen Feiern dieses Wortes, in dem Jesus Christus und Gott selber spricht, entsteht eine Gemeinschaft, die sich von eben diesem Wort ergreifen lässt und aus seiner Kraft ihr Leben bestehen kann. Sie schließt derzeit keine sogenannten Risikogruppen aus, sondern ermöglicht viel mehr – wenn gewollt und angeleitet – die aktive Einbeziehung aller Mitfeiernden. Es besteht in den kommenden Monaten eine Chance, die grundlegende Idee und Überzeugung der Wort-Gottes-Feiern verstärkt zur erfahrenen Wirklichkeit werden zu lassen.

Veränderung und Beteiligung

Die derzeitige Lage zwingt uns zu einer neuen gottesdienstlichen Praxis. Wir haben uns in einer großen Dynamik an neue, digitale Formate gewagt, die vor wenigen Wochen noch unvorstellbar gewesen wäre. Der Wiederbeginn gemeinschaftlicher Gottesdienste in den Kirchen wird ebenfalls mit einem hohen Tempo umgesetzt. Es ist absehbar, dass das Thema Veränderung bzw. Anpassung noch lange bestehen bleibt und von allgemeinen Maßnahmen und Vorgaben zum Umgang mit der Corona-Pandemie mitbestimmt wird. Dies können wir annehmen als eine Zeit, in der in besonderer Weise nachgedacht, beraten und ausprobiert werden kann.

Was immer wir jetzt vorschlagen, erproben und einfach tun, werden wir mit den Gemeindegremien erörtern und gemeinsam beraten müssen – wissend, dass nicht alle Wünsche und Ansprüche aufgegriffen werden können. Wissend aber auch, dass wir unseren eigenen Horizont, unsere Vorstellungen dringend erweitern müssen, denn nicht allein unsere Identität und Prägung (als hauptamtliches pastorales Personal, als Priester, Gemeindereferentinnen und -referenten, usw.) kann leitend und ausschlaggebend sein. Sehr wohl ist es jetzt an uns allen, viele Fragen, Eindrücke und Erfahrungen auszutauschen und gut auf den Herrn zu hören, der seiner Kirche auch heute durch die Schätze der Tradition, die theologischen Einsichten und nicht zuletzt durch den Mund vieler engagierter Frauen und Männer, junger und alter Menschen sehr viel zu sagen hat.

Statement Dr. Michael Hardt, Fachbereich Ökumene

Wie wirken die Regeln auf die Gemeindemitglieder?

In den letzten Wochen bin ich sehr dankbar dafür gewesen, dass nicht nur die DOM-Kirche sondern auch viele Gemeinden Eucharistiefeiern übertragen haben und das in der Regel in guter technischer Qualität. Trotzdem bleibt man doch eher Zuschauer als Mitbetender. In diesen Wochen habe ich selbst, auch nicht hinter verschlossenen Türen, zelebriert. Das Fehlen der wirklichen Mitfeier der Eucharistie tut “weh”.

Im Hinblick auf die Eucharistiefeier bin ich nun gespannt, wie die zu beachtenden Regeln auf die Gemeindemitglieder wirken werden: Die Beschränkung auf eine kleine Gruppe, die Abstandsregelungen, Gottesdienst ohne Gesang. Da ja doch meist der Anteil aus den Risiko-Gruppen hoch ist, befürchte ich eine Verstärkung von Angstgefühlen oder auch Ärgernisse, wenn die Plätze nicht reichen. Ich bin gespannt.

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