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13. Februar 2020

Es braucht die persönliche Beziehung zu Gott

Sherry Weddell fordert beim Studientag Evangelisierung, die Prioritäten neu zu setzen

Sherry Weddell fordert beim Studientag Evangelisierung, die Prioritäten neu zu setzen

Manchmal wird es auch technisch, wenn Sherry Weddell sagt, worauf es ankommt. Dann sagt sie Sätze wie: „Wie gut es um die Kirche bestellt ist, hängt davon ab, wie viele Menschen in dem Stadium der Jüngerschaft angekommen sind. Und ich glaube, dass nur ein Prozent unserer Getauften das erreicht haben.” Am Studientag Evangelisierung in Soest macht die Amerikanerin deutlich: Die Zukunft der Kirche hängt davon ab, ob Menschen zu Freunden, Jüngern und Aposteln Jesu werden. Mehr als 100 Menschen kamen am Mittwoch zusammen, um Weddell zuzuhören und die eigene Arbeit zu verändern.

Eins stellt Sherry Weddell schnell klar: alles beginnt damit, eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu haben und sie zu leben. Die Leiterin des „Catherine of Siena Institute“ in Colorado Springs, USA, erzählt von einer Frau, die jedes Wochenende zur Messe ging – und sich Gott als unpersönliche Kraft vorstellte. „Sie wusste nicht, dass sie eine persönliche Beziehung zu Gott haben kann“, sagt Wedell. Und: „Solche Geschichten habe ich ganz oft gehört.“

Vom “spirituellen Baby” zum Erwachsenen

Diese persönliche Beziehung ist für Wedell das Zentrum, aus dem heraus sich auch die ganze Kirche verändern kann. Um das zu verdeutlichen, baut sie zwei Gedankenstränge auf. Erstens, dass es drei unterschiedliche „Reisen“ in der Kirche gebe:

  • Die persönliche Beziehung zu Jesus Christus
  • Das Praktizieren des Glaubens innerhalb der Kirche
  • Die Feier der Sakramente, durch die der Glaube gestärkt und an die nächste Generation weitergegeben wird

Wedells Analyse lautet: „Weil das Erste fehlt, werden das Zweite und Dritte gar nicht möglich.“ Deshalb komme es im zweiten Strang darauf an, dass Menschen „Erwachsene im Glauben“ werden, wie Weddell es nennt. Und keine „spirituellen Babys“ blieben.

Sie zeichnet diesen Weg als eine lineare Funktion mit fünf Stufen: Vertrauen, Neugierde, Offenheit, das Suchen und eine entschiedene Jüngerschaft. Jünger lassen wie Petrus und Andreas ihre Netze fallen, reißen andere Menschen mit und spüren auch den Drang dazu, Kirche vor Ort zu verändern.

Doch momentan seien in der westlichen Welt 95 Prozent der getauften Christen in einem anderen Stadium: dem, des Misstrauens. Eine Beobachtung, die Andrea Keinath, Leiterin des Labor E, teilen kann. Sie sagt: „Oft wird die Evangelisierung gegen die Aufarbeitung von Skandalen in der Kirche ausgespielt – und das ist falsch. Menschen trauen uns aus gutem Grund nicht, weshalb der erste Schritt der Evangelisierung ist, ihnen zu ermöglichen, dass sie uns Gutes zutrauen können.“

 

Andrea Keinath (links), Marina Kräling und Christopher Dietrich vom Labor E hören zu. Foto: Schulte

„Gott, wenn du real bist, dann zeige dich mir“

Die Problemlage, so viel wird am Vormittag klar, scheint gut erkannt zu sein. Unausweichlich steht daher die Frage im Raum: Wie kann es gelingen, dass Menschen zu Jüngern werden? Dass ihnen die Beziehung zu Jesus Christus so wichtig wird, dass sie sich von ihm senden lassen und die Kirche erneuern? Wedells Antwort ist einfach und herausfordernd zugleich: Indem die Kirche und jeder und jede Einzelne Menschen auf dem Weg vom Misstrauen bis zur Jüngerschaft begleitet. Sie immer wieder herausfordert, um über Schwellen zu treten. Und darauf vertraut, dass Gott da ist und wirkt.

Auf dieser Grundlage geht sie auf die einzelnen Stufen ein. Wedell beschreibt das Vertrauen als eine Brücke, die zum Beispiel gebaut werden kann, wenn Menschen die Möglichkeit bekommen, von sich zu erzählen, ohne bewertet zu werden. Die Neugierde könne nicht durch Fakten, sondern durch Geschichten der persönlichen Beziehung mit Jesus geweckt werden. Eine Offenheit wird möglich, wenn man akzeptiert, dass Gott das Leben lenkt und man selbst nicht mehr alles unter Kontrolle hat.

"Wir dachten bei Jüngern nicht an gewöhnliche Katholiken"

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Wie sich die Kirche von innen erneuern kann, darüber sprach Sherry Weddell beim Studientag Evangelisierung in Soest. Am Ende ihres Vortrags spricht sie im Interview sagt sie, wie ihre eigene Reise mit Jesus begann und warum die Jüngerschaft entscheidend für die Zukunft des Glaubens ist.

Als Studentin, sagt Sherry Weddell, habe sie gebetet: „Gott, wenn du real bist, dann zeige dich mir.“ Heute sagt sie: „Ich habe noch nie erlebt, dass Gott ein solches Gebet nicht beantwortet hat, wenn derjenige es ehrlich gemeint hat.“ Es sind kleine Geschichten wie diese, man könnte sie auch Erfolgsstorys nennen, die Weddells Worte so glaubwürdig und überzeugend machen. Und durch die auch deutlich wird, dass sie eben keinen technisch-wissenschaftlichen Vortrag hält.

Mit zwei Vorträgen im Erzbistum Paderborn beendet Weddell ihre Deutschland-Tour – am Mittwoch in Soest und am Donnerstag in Paderborn mit der Bistumsleitung. Zuvor hat sie schon in Augsburg und Eichstätt referiert. Begleitet wird sie von Thomas Bretz, Referent für Neuevangelisierung aus dem Bistum Fulda. Wenn Wedell vorträgt, spricht sie frei, unterbricht nach jedem Halbsatz, damit Bretz übersetzen kann. Ein wenig versprüht das den Charme von US-Hightech Konzernen – und das, obwohl Weddell mit Schlaghose und schrill-buntem Oberteil eigentlich nicht in dieses Raster passt.

Wie kann das personell möglich sein?

Je mehr sie am Mittwoch in Soest erzählt, desto tiefere Rückfragen löst das bei den zuhörenden Ehrenamtlichen, Gemeindereferenten und Priestern aus: Wie gelingt der Spagat in der Arbeit mit Menschen auf der Suche und den Überzeugten, die auch mal überheblich rüberkommen können? Wie arbeitet man mit Hindernissen, die der kulturelle Wandel mit sich bringt? Wie kann sich Kirche personell aufstellen, um mehr Menschen persönlich zu begleiten? Weddell beantwortet diese Fragen geduldig, sagt zum Beispiel, dass ihr Institut mit einem „Ananias-Training“ Pfarreimitglieder für die persönliche Begleitung ausbildet.

Der Studientag Evangelisierung in Soest endet mit einem gemeinsamen Gebet, „weil wir für unsre Arbeit auch Gottes Gnade brauchen“, wie Andrea Keinath sagt. Zum Abschluss wird das Lied „Herr du bist mein Leben, Herr du bist mein Weg“ gesungen, dessen letzte Verse den Tag nicht besser hätte abschließen können: „Und auf deinen Wegen führe uns an Ziel. Mache uns zu Boten deiner Liebe“.

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