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Die Perspektive schärfen

Wie Familien in Zeiten von Corona unterstützt werden können

Die Online-Forumreihe „Kultur im Wandel“ bietet einen Diskussionsraum, in dem erfahrene Praktikerinnen und Praktiker kurze Impulse aus ihren Tätigkeitsfeldern geben und sich alle Teilnehmenden im Chat mit ihren Fragen und Perspektiven einbringen können. Dieses Mal steht die Veranstaltungsreihe ganz im Zeichen von Familien.

Familien in Zeiten von Corona. Was kann man gegen den berühmten Lagerkoller tun? Mit dieser Frage ist die Online-Diskussion des Liborianums überschrieben. Moderatorin Dr. Annegret Meyer vom Erzbischöflichen Generalvikariat Paderborn begrüßt dazu an diesem Abend vier Menschen im virtuellen Forum. Alle kennen sich aufgrund ihrer Tätigkeiten in Kirche, Beratung und Sozialarbeit gut mit den Bedürfnissen und Herausforderungen von Familien mit Kindern in Zeiten der Pandemie aus.

 

„Es wird einfach immer anstrengender“

Gleich zu Beginn spricht Silke Klute von der Ehe-, Familien- und Lebensberatung Soest eine Grundproblematik dieser Zeit an. Die Familien ermatten zunehmend an den Belastungen, die Lockdown, Home-Schooling und Kontaktbeschränkungen mit sich bringen.

„Es wird einfach immer anstrengender“, ist sich Klute sicher. Hinzu kommen Probleme und Konflikte, die schon vor Corona in den Familien existiert haben, jetzt noch einmal viel stärker zum Zuge, eben weil Möglichkeiten fehlen würden, sich persönliche Freiräume zu schaffen. Man hocke quasi vierundzwanzig Stunden aufeinander, und das stelle alle Familienmitglieder vor ungeahnte Herausforderungen, so Klute.

Perspektiven aufzeigen

„Es wird immer anstrengender, eben weil vieles nicht mehr planbar ist“, kann Nora Oertel-Ribeiro ihrer Vorrednerin nur zustimmen. Die Mutter von zwei Kindern leistet im Raum vor Ort, einer Außenstelle der Katholischen Erwachsenen- und Familienbildung des Erzbistums Paderborn in der Dortmunder Nordstadt sozialraumbezogene Bildungsarbeit. Sie weiß um die Probleme, vor die gerade Familien aus prekären Lebensverhältnissen in diesen Zeiten stehen, nur zu gut. „Diese Verhältnisse verschärfen bekannte Probleme noch einmal um ein Vielfaches.“

Umso wichtiger sei es, den Familien Perspektiven aufzuzeigen, wie sie mit den alltäglichen Herausforderungen in Zeiten von Corona umgehen könnten. Niederschwellige Bildungsangebote seien das eine, so Oertel-Ribeiro, vor allem sei es aber wichtig, kreative Impulse zu setzen, um neue Anreize zu schaffen, damit man nicht am immer gleichen Tagesablauf, der zweifellos sehr belastend ist, verzweifle.

Chance, kreativ zu werden

Das Stichwort Perspektiven aufzeigen, greift Felix Liesen, 1. Vorsitzender der Kolping-Jugend Bigge, sehr gern auf. „Für uns als Jugendverband ist es gerade in diesen Zeiten ganz besonders wichtig, Präsenz zu zeigen und den Kindern und Jugendlichen kreative Ideen mit auf den Weg zu geben, wie sie gut durch die Pandemie kommen.“ Dabei gehe es darum, aktiv zu werden und sich zu trauen, auch neue, bisher nicht bekannte Wege zu gehen. „Jeder Lockdown bietet auch Chancen, kreativ zu werden und noch einmal ganz neue Seiten an sich zu entdecken“, ist sich Liesen sicher.

Dazu stellt der Vierundzwanzigjährige vielfältige Projekte aus dem vergangenen Jahr vor, mit denen er einen Eindruck davon vermittelt, auf welche großartigen und vor allem kreativen Ideen die Jugendlichen gekommen sind, die man auch in der eigenen Wohnung umsetzen kann: Eine Kegelbahn aus Plastikflaschen, eine Pyramide aus Toilettenpapier oder ein Dominospiel aus Büchern.

Vernetzung ist zentral

Auch wenn der Fantasie scheinbar keine Grenzen gesetzt sind, steht dennoch die große Frage im Raum, woher man diese Motivation, kreativ zu werden, nehmen kann, wenn einem die Herausforderungen mal wieder über den Kopf wachsen und die alltäglichen Belastungen Überhand zu nehmen scheinen?

Dr. Annegret Meyer richtet diese Frage an die Teilnehmenden des Forums und bekommt eine klare Antwort. Christina Bolte, Gemeindereferentin im Pastoralen Raum Warburg, spricht für alle Beteiligten, wenn sie sagt, dass es dabei ganz stark um Vernetzung gehe. Aufgabe von Kitas, Vereinen wie Verbänden sei es, in der Wahrnehmung zu bleiben, Präsenz zu zeigen und den Familien das Gefühl zu vermitteln, dass sie trotz Kontaktbeschränkungen mit ihren Problemen nicht allein gelassen werden.

Dies kann durch Personen funktionieren, die Brücken zwischen den Beratungsstellen und den Familien bauen, wie Nora Oertel-Ribeiro berichtet. Aber auch durch öffentliche Aktionen von Kitas, wie zum Beispiel der Gestaltung eines Fasten- oder Adventsfensters, wodurch die Einrichtung in der Öffentlichkeit auch in Zeiten des Lockdowns Präsenz zeigen kann, wie Christina Bolte zu berichten weiß.

Neue Energien generieren

Wichtig sei es, sich gegenseitig zu motivieren, um entsprechende Ressourcen zu gewinnen. Da sind sich alle an diesem Abend einig. Silke Klute bringt es auf den Punkt: „Ich glaube, es kann sehr heilsam sein, wenn man weiß, dieser Person geht es genauso wie mir. Sie oder er hat mit ganz ähnlichen Problemen zu kämpfen. Und mit dieser Person kann ich dann in Austausch treten und, wenn nötig, auch etwas Druck rauslassen.“

Energie zu generieren in einer Zeit, in der alltägliche Probleme zu ungekannten Belastungen führen können, darin besteht die große Herausforderung unserer durchaus seltsamen Zeit. Und das kann nur gelingen, wenn man gemeinsam den Fokus auf die Chancen richtet, die selbst in einer Krise wie dieser liegen können. Dem kann Christina Bolte nur zustimmen und liefert sogleich auch das perfekte Schlusswort für den gelungenen Abend: „Wir als Christen haben kürzlich das Osterfest gefeiert“, sagt sie und fügt hinzu: „Ostern ist immer auch ein neuer Anfang, wo wir uns gemeinsam auf den Weg begeben. Und wo wir uns darauf freuen dürfen, was alles noch Schönes auf uns wartet.“

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