Um das umzusetzen, forderte Flügge, müsse die Kirche laut sagen: Wir sind da. Er stelle sich vor, ein metergroßes Banner an den Kirchturm zu hängen, auf dem steht: „Weihnachten und Corona. Ihre Kirche ist für Sie da.“ So oder so ähnlich – Hauptsache, das Banner fällt nicht eine Nummer zu klein aus. Teil des Banners könnte auch ein Programm für Heiligabend sein. Mit Gottesdiensten, Krippenspiel, Trompetenspiel auf dem Kirchturm und so weiter. Es komme darauf an, mit vielen kleinen Gesten Anwesenheit und Relevanz auszudrücken. Durch eine zusätzliche Krippe vor dem Kirchengebäude zum Beispiel.
Zurück zu den „Weihnachtschristen“, für die die Hektik des Advents oft erst an Heiligabend durchbrochen werde. Wie genau der Heiligabend gestaltet werden könnte, dazu stellte Professor Stuflesser einen Vorschlag in den Raum. Neben den bewährten Messfeiern, bei denen noch niemand einschätzen könne, wie die gestaltet werden können und wie viele Menschen mitfeiern dürfen, brauche es offene Kirchtüren. Und pastorales Personal, das für Gespräche zur Verfügung steht. Soweit nichts Revolutionäres.
“Die brauchen und suchen ein Standardmodell”
Neu war der Vorschlag, kurze, maximal 20-minütige Gottesdienste anzubieten. Natürlich draußen, an unterschiedlichen Orten und mit einem festen Konzept, das leicht wiederholbar ist und auch von Laien geleitet werden kann. Gern auch ökumenisch.
Wie sieht das Konzept aus? Grob zusammengefasst fokussiert es sich auf eine kurze, persönliche Ansprache, den Evangelientext, eine kurze Auslegung des Evangeliums, für die bistumsweit Vorschläge erarbeitet werden könnten, Fürbitten, Schlusssegen und – ganz wichtig – das Verteilen von Kerzen, die das Licht mit zu Familien und Freunden tragen können.
Auch dieser Vorschlag bedeute nicht, alles anders zu machen – denn genau das wäre das Falsche, wie Flügge und Stuflesser einhellig argumentierten. „Weihnachtschristen“, so sagte Flügge, „wollen nicht zu viel, die wollen es nicht zu komplex, die sind strukturell konservativ. Die brauchen und suchen ein Standardmodell“.